Verunsicherung und Zweifel Wird die narzisstische Neigung des Partners entdeckt, heißt das noch lange nicht, dass die Betroffene sich sofort trennt. Die Schuld an seinen Verfehlungen schiebt der Aggressor der Partnerin zu; und verunsichert diese mit seiner Sicht auf die Dinge.Kommt es dann doch zu einer Trennung, ist es kein Wunder, wenn er die Frage nach Auslöser und Grund bei der Betroffenen sucht und findet. Diese folgt seinen Schuldzuweisungen und die Bedenken, tatsächlich vieles falsch gemacht zu haben, nimmt unnatürliche Formen an. Das Opfer wünscht sich umgehend in die Beziehung zurück, um das vermeintliche Fehlverhalten zu korrigieren. Auf dieser Basis wird die Partnerschaft fortgesetzt, wenn beide wieder zusammenkommen. Natürlich gibt es auch andere Gesichtspunkte, die Beziehung nicht aufgeben zu wollen. Das Haus, der Hund und die Kinder werden oft als Begründung angeführt. Vielfach spielen auch finanzielle Unsicherheiten eine große Rolle. Ob sich hinter diesen vorgebrachten Bedenken tatsächlich eine Abhängigkeit versteckt, ist manchmal nicht greifbar. Der Wunsch nach Veränderung steht jedoch im Raum. Da das Opfer bleiben will, muss der Aggressor sich ändern. Mit diesem Wunsch spitzt sich die Lage oft dramatisch zu, da dieser die wohlgemeinten Vorschläge der Partnerin vielfach rigoros ablehnt. Streit und Unfrieden sind vorprogrammiert und eine Besserung der Situation ist auf eine lange Sicht nicht möglich. Trennungsgespräche werden geführt, die Umsetzung bleibt aber aus. Wird über die Trennung immer wieder diskutiert, nimmt der emotionale Missbrauch noch mehr zu. Der Aggressor weiß längst, dass sein Opfer sich eigentlich gar nicht trennen will. Der Narzisst vergisst die Gesprächsinhalte und tut so, als sei nichts vorgefallen. Insgeheim setzt er jedoch ein perfides Bestrafungssystem in Gang und rächt sich umgehend für die Autonomiebestrebungen des Opfers. Zeitgleich sieht er sich nach Ersatz für die abtrünnig gewordene Partnerin um. Damit eröffnet der Narzisst das Trennungsspiel. BeispieleVerkehrte Welt - Manipulation und Verdrehungen Spricht die Partnerin weiterhin von Trennung, setzt nicht sie ein Ultimatum, sondern er. Sie darf zwar entscheiden, wie es weitergeht, aber nur im Rahmen seiner Bedingungen. Lässt sie die angedrohte Frist ungenutzt verstreichen, beendet der Aggressor die Beziehung. Schuld hat die Partnerin, die damit das Beziehungsende heraufbeschworen hat. Geht das Opfer wieder zurück in die Beziehung, um sich von dieser Schuld zu befreien, wird diesem Irrsinn auch kein Ende gesetzt. Die Partnerin wird den Vorwurf, sie habe die Trennung verschuldet, nicht mehr los. Es ist ein Spiel und es ist sein Spiel. Alles was jetzt passiert, wäre niemals passiert, wenn sie nicht gegangen wäre. Grenzen werden gezogen und wieder fallen gelassen Eigentlich müsste die Partnerin, zurückgekehrt in die Beziehung, jetzt das Sagen haben. Nichts davon passiert! Der Aggressor will sich nicht mit den Gründen der Trennung auseinandersetzen und die Betroffene muss dieses Vorgehen akzeptieren. Statt Autonomie aufzubauen, richtet sie sich immer mehr nach dem passiv aggressiven Partner, obwohl dies definitiv nicht angebracht wäre. Nach einer kurzen Honeymoonphase ist alles wieder, wie es war, nur, dass sie noch weniger an die richtige Wahrnehmung der Dinge glaubt. Eine nochmalige Trennung erscheint zu schmerzhaft und das Opfer geht in den Verdrängungsprozess. Das vergangene Trauma wirkt noch schmerzvoll nach. Herzlich willkommen in einer Abhängigkeit, die praktisch durch die vorangegangene Trennung erst richtig ausgelöst wurde. Die Partnerin weiß jetzt, dass sie von etwas abhängig ist, was ihr definitiv nicht guttut. Dadurch verliert sie letztendlich noch mehr an Selbstbewusstsein und investiert immer mehr Herzblut in die sterbende Beziehung. Statt zu gehen, will die Betroffene die Partnerschaft um jeden Preis retten, obwohl sie den Partner eigentlich verlassen wollte. An dieser Stelle verabschieden sich viele Freunde und Bekannte, die dieser Entwicklung hilflos zuschauen und die Welt nicht mehr verstehen. Ich bleibe um jeden Preis. Statt sich dem angstvollen Gefühl einer wiederholten Trennung zu stellen, werden tausend Ausreden gesucht, um bei dem übergriffigen Partner auszuharren. Beendet der Aggressor jetzt die Beziehung, geht die Betroffene umgehend wieder zurück, sobald die Möglichkeit dafür gegeben ist. Seine Argumentation scheint logisch und zutreffend. Was er über diese Trennung denkt, ist wichtiger als ihre Argumente. Der Grund, beispielsweise sein Fremdgehen, spielt alsbald keine große Rolle mehr. Seine Behauptung, sie hätte ihn durch ihr eifersüchtiges Verhalten zu diesem Schritt getrieben, stimmt sie insgeheim zu.Hauptsache, das Paar findet wieder zusammen.Der Narzisst ist weit davon entfernt, für seine Fehler die Verantwortung zu übernehmen. Im Fokus steht immer nur das Fehlverhalten der Partnerin, weil diese sich aus irgendwelchen Gründen von ihm getrennt hat. "Du kannst ja niemanden lieben, auch mich nicht, sonst hättest du um mich gekämpft und mich nicht verlassen." Sein Fremdgehen ist vollkommen nebensächlich geworden.Diese und andere Worte des Aggressors heizen die ungute Stimmung noch mehr an. Erklärt die Partnerin: "Doch ich liebe Dich", sagt er: "Du hast mich doch verlassen. Wie soll ich Dir denn noch glauben?" Führt sie den Grund für die Trennung an, wird ihr immer wieder neu mitgeteilt, mit ihrer Eifersucht hätte sie ihn in die Arme einer anderen Frau getrieben. Auch diese Schuldzuweisung akzeptiert die Partnerin und sucht tausend Ausreden, die rechtfertigen, warum sie letztendlich bei diesem Partner bleibt. Der Narzisst und die FrauenweltMachtspieleE-Book by Evelina Blum Das Buch beschreibt detailliert das Wesen der psychischen und verbalen Gewalt. Das Wesen dieser Gewaltform wird eindringlich beschrieben und die Folgen für das Opfer sind klar ersichtlich. amazon.de Kinder - Ich möchte die Beziehung verlassen Sind Kinder beteiligt, sollte eine Trennung nicht vorschnell ausgesprochen werden. In dem hier geschilderten Hin und Her wird der Aggressor alles daran setzen, den Nachwuchs auf seine Seite zu ziehen. Er spielt diesen gegen die eigene Mutter aus. Die schlechte Meinung über die betroffene Frau haben alsbald auch die Kinder. Erst wenn die Trennung gedanklich, praktisch und emotional eine beschlossene Sache ist, sollte gehandelt werden. Ansonsten manipuliert der Narzisst weiterhin die Kinder und zieht sie auf seine Seite. Er spielt das Opfer und diese wenden sich dem armen Vater zu. Die Trennungsabsicht der Partnerin geht schnell gegen null, wenn sie nach der Umsetzung den Verlust der Kinder befürchten muss. Hier ist also Vorsicht geboten. Ansonsten nimmt die Abhängigkeit vom Aggressor nicht ab, sondern zu. Die Trennung von einem Narzissten muss gut überlegt sein. Viele Fragen und Überlegungen sollten erst einmal genau angesehen werden, bevor eine Trennung tatsächlich ausgesprochen wird. Die eigenen Bedenken müssen im Vorfeld ernst genommen werden. Diese mit dem Aggressor zu besprechen, ist völlig abwegig. Eine Unterhaltung mit einem Waschbecken würde da mehr Erkenntnisse bringen. Die hier beschriebene Zunahme der Abhängigkeiten sollten ebenfalls nicht von der Hand gewiesen werden. Auch wenn andere Personen diese Dynamik nicht nachvollziehen können, ist sie greifbar. Freunde und Bekannte sollten die Gründe, die das Opfer gegen eine Trennung vorbringt, ebenfalls ernst nehmen. Im Zweifel sollten sie sich vorher informieren, was tatsächlich in einer Missbrauchsbeziehung vor sich geht. Diese tiefe, durchgreifende Gewalt, die zwar mit Zustimmung des Opfers ausgeführt wird, verändert den Denkprozess und logische Argumente greifen nur noch selten. Die Logik des Aggressors scheint unschlagbar. Wie lange bleibe ich noch? Viele Betroffenen warten auf den richtigen Tag, an dem sie gehen werden. Ganz ehrlich? Dieser Tag wird nie kommen. Der Narzisst kennt Dich viel zu gut und lotet deine Grenzen immer wieder neu aus. Er trennt sich. Du trennst Dich und bist froh, wenn er wieder da ist. Du beendest die Beziehung, um Grenzen zu setzen, aber insgeheim hoffst du, dass der Partner wiederum reumütig vor der Türe steht. Solltest du jedoch die Trennung rückgängig machen wollen, hast du noch mehr an Boden verloren. Er weiß jetzt, wie er dich jedes Mal aufs Neue in die Beziehung zurückziehen kann. Ein Heiratsversprechen, eine Traumreise und du bist wiederum zurück. Du denkst, es wird besser und lässt Dich damit eingefangen. Es ändert sich jedoch nichts, es wird schlimmer, weil sein Bestrafungssystem noch mehr angeschoben wird. Du kannst vielleicht nicht ohne den Aggressor leben, er aber schon, und dieses Wissen nutzt er für sich. Die Heirat wird nie stattfinden und die Traumreise verdirbt er dir mit seinen Vorwürfen, du hättest ihn ja verlassen. Es gibt also keinen guten Tag, um zu gehen. Jeder Tag ist der richtige. Jeder Tag mehr in einer solchen Beziehung schwächt dein eigenes Selbst. Der Gedanke, es muss mir erst etwas besser gehen, erweist sich als Trugschluss. Jeder Tag mehr bestärkt Dich unbewusst in dem Glauben, sein perfides Verhalten tatsächlich verdient zu haben. Du schaffst das!Eine Trennung fühlt sich immer an wie ein riesiger Berg, der sich einfach nicht bewältigt lässt, und doch ist es möglich. Lass dir Zeit und prüfe deine Entscheidung. Leite die Trennung nicht ein, weil es einen großen Streit gab oder du wütend oder traurig bist. Wenn sich diese Gefühle verflüchtigt haben, wird sich die alte Abhängigkeit wieder einstellen und du möchtest ihm abermals verzeihen. Deine Emotionen sind keine guten Berater!Warte also, bis du wieder rational denken kannst und treffe dann die Entscheidung. Du trennst dich schließlich nicht nur von dem Partner, sondern hauptsächlich von dem narzisstischen System, dessen Teil du bist. Die Trennung wird nicht leicht und du brauchst Ziele, denen du folgen kannst. Vertrau auf Dich und geh, wenn Deine Zeit dafür gekommen ist.2023@Evelina Blum