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© Die Trauerphase nach der Trennung von einem Narzissten

Ich mein Selbst an den narzisstischen Partner verloren!

Die Trennung von einem Narzissten fühlt sich an wie eine Trennung von sich selbst. Und genau das ist es eigentlich auch. Er hat keine eigene Persönlichkeit mitgebracht, sondern nur die Partnerin ausgelotet und sich mit deren Wesen vertraut gemacht. Viele Eigenheiten und Angewohnheiten hat er übernommen oder sogar kopiert. Viele betroffene Frauen beschreiben diesen Vorgang auch als Enteignung.

Hilfe in der Erkenntnis suchen und finden!

Im weiteren Verlauf der Beziehung duldet der Aggressor keine Kritik mehr an seiner Persönlichkeit und die Partnerin muss sich nun ihm anpassen. Nach und nach gibt sie ihr eigenes Leben - und ihre Gefühlswelt - zu seinen Gunsten auf. Sie ist zu einem Spiegel des Narzissten geworden und sich selbst fremd. Alle Anteile, die einst positiv und liebenswert an ihr waren, werden von ihm verurteilt und durch seinen Anspruch ersetzt. Die Partnerin muss nun so sein, wie er es erwartet. Eine Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit ist nicht mehr möglich, und oft resigniert das Opfer genau an diesem Punkt. Die Partnerin gibt das eigene Selbst ganz auf.
Auch die Beziehung verschlechtert sich zusehends und steuert letztendlich auf eine Trennung zu. Ist diese vollzogen, fühlt sich das Opfer wie ausgelöscht.
Diese Beschreibung ist jetzt die Kurzfassung vom Honeymoon bis zur Aufgabe der Beziehung. Dazwischen versteckt sich sehr viel Leid und Herzschmerz.

Ich will trotzdem wieder zurück

In der ersten Zeit nach der Trennung herrscht nur dieser eine Gedanke vor. Die Sucht nach dem Partner ist stärker als vielleicht gedacht, da dort die eigene Persönlichkeit hängen geblieben ist, die man noch kennt. Das eigene Ich dagegen ist verschüttet. Die Betroffene fühlt sich beschmutzt, weggeworfen und allein.
Dass sie auch schon während der Beziehung emotional auf sich gestellt war, ist ihr durchaus bewusst. Trotzdem gab es da immer noch die physische Anwesenheit des Aggressors und die Tatsache, dass sich das ganze Denken nur um ihn gedreht hat. Mit der Trennung hat das Opfer nicht allein den Partner verloren, sondern jetzt auch den gewohnten Lebensmittelpunkt. Die Lebensumstände verändern sich mitunter dramatisch und man wünscht sich in die Beziehung zurück, damit der Schmerz endlich nachlässt. Die Träume sind ausgeträumt. Die gemeinsame Zukunft gibt es nicht mehr. Diese neue Entwicklung muss erst akzeptiert werden.

Ich bin selbst schuld

Nein, das bist du nicht!
Niemand hat schuld. Jeder darf so sein, wie er ist. Wenn es nicht mehr passt, muss man sich trennen. Und hier genau liegt das Problem. Niemand will sich trennen und schon gar nicht die Partnerin.
Die vermeintliche Schuld, die Trennung angeschoben zu haben, ist deshalb unerträglich.

Triggert der Aggressor diese Schuldgefühle auch noch, landet die Betroffene in einer Endlosschleife und macht sich immer wieder die gleichen Vorwürfe. Sie wird zum Echo des Narzissten und findet in der Schuldfrage eine Logik, die es gar nicht gibt. Die Betroffene trägt nicht die Schuld an dem Beziehungsende. Vielmehr hat der Aggressor selbst dafür gesorgt, dass die Beziehung diese Richtung nimmt. Sein perfides Verhalten der Partnerin gegenüber ist die Ursache, nicht die Partnerin. Wer gerade die Beziehung verlassen hat, der hat diese Klarheit natürlich nicht. Lass ihn trotzdem reden, soviel er will und hör weg.

Die eigene Psyche hat sich scheinbar irgendwie aufgelöst und man fühlt sich wie umprogrammiert.

Die vielen unlogischen Zusammenhänge, die der Aggressor dem Opfer immer wieder eintrichtert, stehen im Vordergrund. Die eigene Wahrnehmung scheint verschüttet. Viele Erkenntnisse mögen zwar da sein, sie verflüchtigen sich aber immer wieder. Um diesen unseligen Gefühlen auszuweichen, gehen viele Betroffene wieder zurück in die Beziehung. Dieser Vorgang findet eher unbewusst statt, da andere Gründe vorgeschoben werden.

Um diesen unbewussten Fallstricken auszuweichen, sollte der Kontakt, wenn möglich, unbedingt unterbunden werden, damit die Gehirnwäsche ein Ende findet.

Der Partner ersetzt mich

Ja, das wird er womöglich tun. Ein narzisstischer Mensch kann vielleicht auch nicht anders. Ohne Bestätigung und Aufmerksamkeit kommt er nicht zurecht und ist darauf angewiesen.
Viele betroffene Frauen werden sofort durch eine Nachfolgerin ersetzt.
Anstatt nun entsetzt und enttäuscht über den Aggressor zu sein, fragt sich das Opfer stattdessen, was es selbst falsch gemacht hat. Die Tatsache, dass der eigene Partner überhaupt kein Problem damit hat, die Frau an seiner Seite auszutauschen, scheint dagegen vollkommen in Ordnung. Die vorgebrachten Gründe des Aggressors sind zwar völlig absurd: "Du, hast mich zu oft allein gelassen", werden aber kaum in Zweifel gezogen. Hier ist nur einer schuld und das ist die Partnerin. "Der Aggressor ist das arme Opfer und konnte ja gar nicht anders."
Schuld. Schuld. Schuld. Immer gibt es nur dieses eine Thema. Fällt dir etwas auf?

Oft werden die Schuldzuweisungen auch nur pauschal mitgeteilt. "Du warst ja nie für mich da." Diese Worte bleiben im Gedächtnis und führen dort ein Eigenleben.

Was die Partnerin in dieser Situation nur selten zur Kenntnis nimmt, ist die Tatsache, dass der Aggressor spiegelt. Er redet hauptsächlich von sich selbst, sobald er dem Opfer Vorwürfe macht. Er projiziert sein eigenes destruktives Verhalten auf sein Gegenüber.

Nicht die Betroffene hat den Partner zu lange allein gelassen, sondern umgekehrt. Der Aggressor sich kaum noch um die Partnerin gekümmert, während diese sich für ihn abgearbeitet hat.
In den Überlegungen des Opfers werden - durch seine Schuldzuweisungen - natürlich krampfhaft die Fehler im eigenen System gesucht. Wer gelernt hat, jede Schuld zu übernehmen, wird es auch jetzt tun. Keine Frage.
Frage dich bitte trotzdem, ob bereit bist, weiterhin für die Fehler anderer Personen die Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig zähle bitte einmal nach, wie oft hier im Text das Wort Schuld niedergeschrieben wurde. In der Beziehung mit einem narzisstischen Menschen wird grundsätzlich alles über die Schuldfrage definiert.

Die Verletzungen müssen heilen!

Das Ende der Beziehung tut weh. Ja, zweifelsohne ist die Trauer da. Und noch etwas passiert. Die erlebten Verletzungen kommen jetzt erst richtig ans Licht.
In der Beziehung rollte eine Katastrophe nach der anderen auf das Opfer zu und konnte nicht verarbeitet werden. Diese Tatsache macht möglich, dass den Verletzungen nicht der richtige Wert zugeordnet werden konnte. Gefühle und Emotionen durften während der Beziehung kaum ausgelebt werden. Die Betroffene hatte im Sinne des Aggressors zu funktionieren und musste sich anpassen. Vieles zu glauben, was der Aggressor dem Opfer vorwirft, war der leichtere Weg. Nur so konnte die angestrebte Harmonie eine Chance haben. Die Konflikte mussten draußen bleiben und wurden verdrängt.

Ist die Trennung vollzogen, kommen die vielen verschütteten Gedanken und Gefühle wieder hoch. Die Wahrnehmung der eigenen Würdelosigkeit und Selbstaufgabe lähmen die eigene Person. Vieles muss erst wieder den richtigen Platz finden. Hören die Verletzungen auf, kann dieser Heilungsprozess endlich in Gang kommen.

Viele Betroffene stehen diesem Schmerz hilflos gegenüber und wünschen sich Ruhe und stilles Vergessen. Besser ist es jedoch, sich diesen Gedanken zu stellen und sie freundlich zu begrüßen. Sie helfen Dir. Diese Gedanken sind nicht Dein Feind.

Auf diese Weise beendet sich gleichzeitig auch das Kreiseln deiner Gedanken, nur halt nicht sofort. Da es zu viel zu verarbeiten gibt und das Hirn erst wieder lernen muss, sich nicht mehr mit Nebensächlichkeiten auseinanderzusetzen. Wen interessiert es schon, wie die Spülmaschine eingeräumt wird. Richtig. Niemanden. Hauptsache, das Geschirr ist sauber. Allerdings sagt die Stimme im eigenen Kopf noch etwas ganz anderes. Das Hirn arbeitet also erst einmal weiter wie gewohnt, sprich, wie vom Narzissten täglich eingefordert. Diese Gedankengänge beschäftigen sich jetzt stellvertretend mit dem Partner.
Dazu kommt noch die bange Frage: "Wie erlebt dieser gerade die Trennung?" Von der einsetzenden Trauer um die vermeintlich rosarot gefärbte Zukunft mit ihm mal ganz abgesehen. Zerplatzte und zerstobene Lebensträume mit eingeschlossen.

Die psychischen Nachwirkungen

Emotionale Gewalt hinterlässt immer Spuren, ganz besonders in der Psyche der Betroffenen. Dass sich die in Aussicht gestellte wunderbare Zukunft mit dem Partner niemals eingestellt hätte, weiß die Frau im hintersten Winkel ihres Herzens, trotzdem ist der Verlust einfach da. Sich aus einer destruktiven Partnerschaft zu lösen ist schwer. Die erlittene Ungerechtigkeit muss kompensiert werden und die zerbrochene Seele muss Heilung finden. Das kostet mehr emotionale Kraft als eine herkömmliche Trennung.

Das Selbstbewusstsein, die Seele und die körperliche Verfassung haben enorm gelitten, und schon eine kurze Beziehung mit einem persönlichkeitsgestörten Menschen kann das Opfer in einen Strudel von Verzweiflung, Burn-out und Verzweiflungsgedanken treiben. Diese Gefühle sind mit einer normalen Trennung nicht vergleichbar.

Trotz allem lohnt es sich, die Trennung durchzuhalten. Auch wenn es schwerfällt, sich nicht wieder mitreißen zu lassen von einem Schwall von Lügen und Lockangeboten. Diese versprechen zwar eine bessere Zukunft, aus der jedoch niemals etwas werden wird. Es sind nur Worte. Worte ohne Bedeutung und Hintergrund.

Niemand versteht mich!

Die Schilderung der Lebensumstände wird manchen Zuhörern nach der Trennung oft zu viel und den massiven Schmerz können auch nahestehende Personen meist nicht nachvollziehen. Da die Bewältigung des Traumas jetzt aber erst einsetzt, kommt dementsprechend alles neu und unverarbeitet an die Oberfläche und sucht sich Raum. Die eigene Persönlichkeit muss einen sicheren Platz finden. Die Gedanken des Opfers kreisen nur noch um die Beziehung und um die Bewältigung der vielen ungelösten Fragen. Das Wutpotenzial ist enorm und die Partnerin fragt sich, wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten soll.

Das Mißtrauen gegen andere, welches in der Beziehung gesät worden ist, kann nicht von heute auf morgen abgelegt werden. Die Umwelt, die bisweilen mit Unverständnis reagiert, wird Prüfungen unterzogen. Jedes Verhalten, welches Ablehnung, Wut und Manipulation ausdrückt, kann selten bis gar nicht mehr ausgehalten werden. Das wiederum fühlt sich für die umstehenden Personen, die es eigentlich gut meinen, nicht gut an. Es hilft jedoch nichts.
Die Betroffene kann nach der Trennung nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Sie wurde verbal, emotional und/ oder körperlich angegriffen. Die Seelenleben hat gelitten. Die Seele wurde vergewaltigt und ob nicht tatsächlich ein körperlicher Übergriff mit Zustimmung des Opfers stattgefunden hat, müsste auch noch geklärt werden.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Viele betroffene Frauen trennen sich öfter und gehen dann doch wieder zurück. Auch dieses Verhalten gehört zu einer Missbrauchsbeziehung, in der sich eine Abhängigkeit aufbaut hat. Dies hat zur Folge, dass die Hilfsangebote von Freunden, Familie und Bekannten immer weniger werden. Die Betroffene isoliert sich und erhält bald gar keinen Rückhalt mehr. Sie schämt sich.

 

Gib nicht auf!
Therapie, Ärzte, psychosomatische Kuren, Selbsthilfegruppen und andere Betroffene geben Halt und Energie, die Trennung durchzuhalten. Auch wenn mehrere Anläufe nötig sind, bleib am Ball. Viele Versuche sind besser, als sich selbst aufzugeben und in der Beziehung zu bleiben.

Die erfahrene Gewalt muss erst als solche akzeptiert werden, bevor Heilung eintritt.

Die Betroffene braucht nach der Trennung Zeit, Bestätigung und keine Vorwürfe. Aussagen wie: Warum bist du nicht früher gegangen, helfen da wenig und belasten mehr, als sie Hilfe bieten. Sollte das soziale Umfeld hier unfreundlich reagieren und tatsächlich nicht verstehen wollen, ist es besser, eine kleine Auszeit von einzelnen Personen zu nehmen.

Warum ist mir das passiert?

Die Frage, warum bin ich in so etwas hineingeraten und warum bin ich geblieben, muss natürlich auch noch einen Platz finden. Im ersten Trennungsschmerz ist dies aber gar nicht möglich. Der Schmerz ist einfach zu groß und drängt sich in den Vordergrund. Die Sucht nach dem Partner ist übermächtig. In dieser Zeit belastet diese Frage mehr, als sie guttut. Jetzt muss erst einmal jeder einzelne Tag für sich bewältigt und gelebt werden.
Die eigene Person sollte nun das Wichtigste sein. Ihr zu geben, was sie braucht, ist das Ziel an jedem neuen Tag. (Damit ist nicht gemeint, sich den Partner herbeizuwünschen, damit der Terror wieder von vorne beginnt). Die Sucht nach dem Aggressor raubt die ganze Kraft weg und nichts fühlt sich normal an. Auch hier braucht es Zeit und Geduld mit sich selbst.

Was kann ich für mich tun?

Sich um sich selbst zu kümmern, ist deshalb kein Egoismus. Sich seiner eigenen Interessen bewusst zu werden und alte, abgelegte, lieb gewonnene Tätigkeiten wieder aufzunehmen, ist eine gute Möglichkeit, den Tag zu überstehen.
Es wird vieles besser werden, aber die Heilung geschieht nicht von heute auf morgen. Viel Geduld mit sich selbst hilft, die erste schlimme Zeit zu überbrücken. Dieser Satz ist keine Wiederholung, sondern eine Tatsache. Nichts wird sofort besser. Bereite dich darauf vor.

Eines ist jedoch sicher. Es wird sich lohnen. Dein zukünftiges Leben wird nicht einfach sein. Auch wenn du den Missbrauch hinter dir gelassen hast, werden andere Herausforderungen auf dich zukommen. Unser Dasein ist wunderbar, aber auch schrecklich kompliziert und das Leben geht nicht immer gut mit dir um.
Aber es wird ein Leben ohne emotionales und verbales Niedermachen sein und das Wichtigste überhaupt:

Du kannst deine Würde und Selbstachtung behalten und musst sie nicht in die Hände eines Narzissten legen.

2023@Evelina Blum