Die emotionale Not des Opfers von Narzissten

2024 ©Evelina Blum

Partnerschaft und die seelische Not des Opfers

Partnerschaftsgewalt erfordert ein erhebliches Maß an Anpassung vom Opfer gegenüber dem übergriffigen Partner. Die Betroffene spürt unbewusst, dass nur sie unter bestimmten Vorzeichen die Beziehung aufrechterhalten kann und passt sich an. Der Aggressor nutzt und verstärkt diese Kompromissbereitschaft und spielt mit ihr.
Der Missbrauch findet weitgehend nur im Kopf der betroffenen Frau statt, wird aber vom narzisstischen Partner pervers unterstützt. Die vorausgesetzte Selbstaufgabe bis hin zum Persönlichkeitsverlust des Opfers fordert irgendwann seinen Tribut. Dieser Zustand macht fortgesetzt über einen längeren Zeitraum, krank. Die Umwelt steht daneben und sieht meist nicht, was geschieht.

Das Bestrafungssystem des emotionalen Missbrauchs

Das destruktive Verhalten kann der Narzisst aus eigenem Antrieb nicht ändern. Er kann nicht sehen, was er mit seinen Manipulationen anrichtet. Emotional kann er nicht begreifen, wie groß die seelische Not beim Opfer ist, die er in Gang setzt. Da er selbst nicht versteht, warum er etwas tut und aus welchem Grund er so handelt, kann er auch keine Veränderung seines Verhaltens herbeiführen. Sein eigenes Krankheitsbild gibt das nicht her..

Sein Vorgehen ist eindeutig der emotionalen Gewalt zuzuordnen

Selbst wenn es diesen Begriff nicht geben würde; er würde ihn erfinden. Er sammelt die emotionalen Schwachstellen seiner Partnerin wie Briefmarken und wird diese dann irgendwann gegen sie verwenden. Wie zufällig misshandelt er sie mit ihren eigenen Schmerzpunkten und ungelösten Problemen.
Die Umwelt weiß meist nichts von den Schwachstellen des Opfers, auf denen gerade gnadenlos herumgetrampelt wird und schreitet nicht ein. Warum die eine oder andere Situation als schmerzvoll erlebt wird, kann nicht nachvollzogen werden, da die Geschichte dahinter nicht bekannt ist.
Die emotionalen Übergriffe geschehen zudem willkürlich und ohne Vorwarnung. Wenn es dem Aggressor schlecht geht, oder die Partnerin verhält sich nicht in seinem Sinn, beginnt das Drama. Er weiß um Ihre Verletzlichkeit und nutzt diese aus. Was er mit diesem Vorgehen tatsächlich anrichtet, kann er nicht nachvollziehen, da er sich nicht in das Opfer hineinversetzen kann. Sein Weg ist das Ziel.

Dieses Vorgehen hat weitreichende psychische und emotionale Folgen für die Partnerin

Der Aggressor nimmt die Äußerungen seiner Partnerin, die zunächst von Vertrauen und Liebe geprägt sind, auf und setzt diese später unauffällig gegen sie ein. Damit verliert sie nach und nach das Gefühl, ihrem Partner noch etwas anvertrauen zu können. In ihrer Umgebung findet sie keinen Halt, da sie ihr Problem nicht erklären kann.
Das eigene Selbst kann nicht mehr ausgelebt werden und das Opfer verliert zunehmend den Zugang zu sich selbst. Die eigene Persönlichkeit wird versteckt, weil diese vom Partner/Aggressor immer mehr als fehlerhaft deklariert wird. Zeitgleich kann die Betroffene keine richtige emotionale Intimität aufbauen und verkümmert.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Evelina Blum
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Sie betritt eine Welt, in der sie sich verbiegt und verzettelt. In der sie das, was ihr wirklich wichtig ist, aus Angst vor seelischen Verletzungen, nicht mehr zum Ausdruck bringt. Das alles passiert schleichend, fast unbemerkt und wird vom Opfer kaum wahrgenommen, was sich trotzdem fatal auswirkt.
Die Partnerin verdreht damit sich - und nach und nach auch die Wahrnehmung ihrer eigenen Seele. Alles was sie tut, macht sie nachher scheinbar freiwillig. Sie wird zum Spiegel seiner Wünsche und Wertvorstellungen. Wo ihre eigene Struktur beginnt, kann sie nach einiger Zeit gar nicht mehr fühlen. Ein Partner, der alles wieder geradebiegen könnte, gibt es nicht.

Positive Gefühle und Vertrauen lösen sich auf

Alles ist ein ganz massiver Missbrauch von Gefühlen und Vertrauen. Das Wort "Liebe" wird zum persönlichen Terror und der normale Alltag kann nachher kaum noch bewältigt werden. Im Leben der Frau dreht sich alles nur noch um den übergriffigen Partner und um dessen Liebe, besser gesagt, um dessen Nichtliebe.
Alles muss sich nach ihm richten, damit ein gewisses Maß an Ruhe gegeben ist. In der Freizeit wird dann noch zusätzlich überlegt, wie sich eine Partnerschaft mit einem solchen Menschen besser bewerkstelligen lässt. Der Körper befindet sich damit in einem ständigen ungesunden Alarmzustand, aus dem es kein Entkommen mehr zu geben scheint.
Die Gedanken sind ständig bei den Problemen in der Beziehung oder drehen sich im Kreis. Die Schuld für diese schmerzhaften Vorgänge findet die Frau in ihrem eigenen unzulänglichen Verhalten. Durch den täglichen "Eiertanz" kann sie sich selbst nicht mehr richtig begreifen und dem abhängigen Denken entgegentreten. Was noch eigenes Verhalten und was ein fremdbestimmtes Handeln aufgrund irgendwelcher Krisensituation ist, kann sie nicht mehr nachvollziehen. Die Fähigkeit zu erkennen, wie sie auf andere Personen wirkt, geht verloren. Wer sich nicht mehr kennt und verliert, kann sich selbst nicht mehr richtig einschätzen.

Die Beziehung wird zur Last

Durch die ständig stattfindenden emotionalen Übergriffe hat die Betroffene bald nichts mehr, womit sie ihre seelische Not kompensieren kann. Das Opfer fühlt sich zunehmend mit ihren Sorgen und Ängsten alleine gelassen. Das Gefühl der Hilflosigkeit wird verstärkt durch die körperliche Angegriffenheit.

Die seelische Not überträgt sich auf den Körper:

Burn-out zeichnet sich ab,
Schlafstörungen nehmen kein Ende,
Depressionen stellen sich ein,
Antriebslosigkeit macht sich breit
und körperliche Beschwerden überschatten ihr Leben.

Nach jedem Streit ist sie emotional auf dem Tiefpunkt. Immer wieder muss sie erkennen, dass der Partner jederzeit bereit scheint, die Beziehung aufgeben zu wollen und eine "seelische" Verunsicherung jagt die nächste. Die ihr emotional zugefügten Verletzungen kann sie nicht verarbeiten. Es fehlt die Zeit und ein neuer Angriff ist schon in Planung. Sie geht auf Rückzug oder widersetzt sich.
Die Beziehung gerät in eine Gewaltspirale. Je mehr Gegendruck erzeugt wird, um so mehr Druck übt der Aggressor auf seine Partnerin aus. Je mehr sich die Partnerin gefallen lässt, umso mehr wird Gewalt auf sie ausgeübt. Ein Teufelskreis.

Soziale Kontakte lösen sich auf

Umstehende Personen bemerken schnell, dass etwas nicht in Ordnung ist und wie der Mensch sich verändert. Das Opfer muss sich anpassen an dieses Machtgefüge, wenn es in dieser Beziehung überleben will. Die Partnerin sieht keinen anderen Ausweg und nimmt in Kauf, dauerhaft ihre Bezugspersonen zu verlieren.
Was von der Partnerschaft abverlangt wird, ist ihr zu viel geworden. Sie beginnt nahestehende Personen und ihre Freundschaften zu vernachlässigen. Ihre sozialen Kontakte werden immer weniger.
Ihre Umwelt sieht in ihrem Partner nicht die Person, die er wirklich ist. Dort wirkt er harmlos, liebenswürdig und liebenswert. Selbst wenn sie mit Freunden oder Bekannten über ihn sprechen könnte, würde sie kaum Zuspruch erhalten. So ist sie mit sich und ihrem Problem allein. Die Überforderung und Ausweglosigkeit ihrer Situation lässt sie vielleicht zu Suchtmitteln greifen und damit gleitet sie noch schneller ab. Dies wiederum wird ihr von ihrem Partner zum Vorwurf gemacht und ihre sowieso schon vorhandenen Schuldgefühle verstärken sich.

Schuldgefühle ... Swingerclub ... und andere Gedankengänge

Überhaupt, alles scheint ihre Schuld zu sein. Dass die Beziehung abgeglitten, weil sie zur Flasche greift. Dass die Kinder verzogen sind, weil sie zu nachgiebig ist. Dass er fremd geht, weil sie sich nicht genug oder falsch um ihn kümmert. Dass er sein Leben nicht genießen kann, weil sie ständig weint. Sie klammert und verlangt, dass er Verantwortung übernimmt.
Er wirft ihr vor, sie würde mit ihren Forderungen die Beziehung zerstören. Sie würde es nicht fertig bringen, ihm eine gute Frau zu sein, weil sie zu dick oder zu dünn ist. Dass sie es nicht schafft, diese Beziehung zu retten, obwohl sie ihren Partner liebt, da sie zu viel fordert und zu viel will.
Dass sie gehen will, anstatt an sich zu arbeiten. Dass sie ihn nicht mehr ertragen kann in sexueller Hinsicht und ihre Bereitschaft sich auflöst, auf seine sexuellen Absichten einzugehen. Dass sie sich seinen Wünschen widersetzt, einen Swingerclub zu besuchen.
Es gäbe so viele Wege, ihm eine gute und liebevolle Frau zu sein, statt dieses aufmüpfige Wesen, welches sich herausnimmt, selbst ein paar eigene Vorstellungen vom Leben zu haben.
Das ihre Wünsche nicht die richtigen Gedankengänge haben, versteht sich fast von selbst. Dass sie immer alles übertreibt und alles gar nicht so schlimm ist, wie es gerade aussieht, liegt auch nur an ihrer Wahrnehmung, die leider auch ein bisschen verdreht ist. Vielleicht geht sie besser mal zum Arzt.

Kopfkino und die Tatsachen

Das - und noch viel mehr wird ihr niemals ins Gesicht gesagt.

Liebesentzug, ständiger Ignoranz und regelmäßiger emotionaler und seelischer Abwesenheit, gepaart mit ganz subtilen und versteckten Hinweisen, erzeugen letztendlich diese Gedankengänge in ihrem Kopf. Es ist das Kopfkino, welches durch das Verhalten des Narzissten in Gang gesetzt wird.

Denkt sie nur ein Bruchteil selbst, das er recht haben könnte, gibt es fast kein Entrinnen. Ein gnädiger Partner, der sich ihrer annimmt und einiges zurechtrückt, ist nicht vorhanden, sondern nur das Gegenteil davon.

Tatsache ist, es ist "tatsächlich" alles so schlimm, wie es aussieht und wenn die Frau ihren Mut zusammennimmt und gehen möchte, ist dies gleichzusetzen, als wenn der Himmel über ihr zusammenfällt. Nicht nur die Tatsache, dass es eine Riesenanstrengung ist, sich aus diesem Sumpf von Schuldgefühlen und Verantwortungen zu befreien, sie muss sich auch von ihren Lebensträumen verabschieden.
Eine friedliche Trennung ist fast nie möglich. Im Gegenteil. Durch die andauernde Gehirnwäsche ist bei ihr der Eindruck entstanden, dass sie die Verantwortung für den Partner übernommen hat. Dass sie ein schlechter Mensch ist, wenn sie sich befreit.
Diese und andere Vorwürfe nimmt die Betroffene auf und wird sie nur schwer wieder los. In der nächsten Beziehung kommt alles wieder hoch, wenn sie diese Vorgänge nicht verarbeitet und sich bewusst macht.

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Evelina Blum
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