Beziehungsverlauf mit einem Narzissten

2024 ©Evelina Blum

Der Narzisst und seine Sicht der Dinge

Körperliche Beschwerden und seelische Beeinträchtigungen sind weitreichende Folgen von emotionaler Gewalt. Dieser Missbrauch wird sehr häufig von Menschen angewendet, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden. Mit manipulativen Verhalten versuchen sie Einfluss zu nehmen auf ihre Mitmenschen. Narzissten und Energiesauger präsentieren sich deshalb erst von einer guten Seite. Dann tarnen sie die destruktiven Vorgänge innerhalb der Beziehung, ehe die Verletzungen ihre Wirkung zeigen.

In diesem Artikel versuche ich den Beziehungsverlauf mit einem narzisstischen Partner darzustellen und tauche tief in die Gedankenwelt eines Narzissten ein. Ich beziehe mich hier also nicht auf wissenschaftliche Aspekte und Untersuchungen. Dieser Beitrag wurde aufgrund eigener Feststellungen und den Erfahrungswerten betroffener Frauen geschrieben, ohne den Anspruch auf Richtigkeit zu erheben.

Der Anfang vom Ende

In der ersten Phase der Verliebtheit hat die Partnerin viel von sich preisgegeben. Sie fühlt sich verstanden und geliebt, da der Partner ein intensives Interesse an ihr zeigt. Sie liegt wie unter einem Mikroskop und ihre Gefühlswelt wird scheinbar empathisch von ihm ausgelotet. Die positiven Eigenschaften, aber auch ihre Schwächen werden genau analysiert, aufgedeckt und gedanklich festgehalten. Ihre Stärke wird bewundert und ihre Schwachpunkte werden als unwichtige und liebenswerte Besonderheiten heruntergespielt. Alles ist sehr übertrieben und er idealisiert die Partnerin auf eine ihr völlig unbekannte Weise.
Diese sieht sich bestärkt und geliebt wie selten in ihrem Leben. Alles fühlt sich toll und richtig für sie an, und er erfährt durch ihre Zuwendung eine wohltuende Bestätigung. Sie wertet seine leere Persönlichkeit auf. Die Interessen und Lebensvorstellung der neuen Partnerin werden zu seinen Vorlieben und er notiert gedanklich genau, wie er sich daran anpassen kann. Welche Mittel er anwenden muss, damit die Fusion gelingt, ist ihm bestens bekannt.
Die Frau dagegen denkt, sie habe ihren Seelenverwandten gefunden und verliebt sich in ihn. Sie wird seine Partnerin und er hat ganze Arbeit geleistet. Toll. 

Die perfide Denkstruktur

Würde er sich gleich destruktiv verhalten, wäre keine Frau der Welt bereit, bei ihm zu bleiben. Das weiß er aus früheren Erfahrungen. Er hat gelernt, sich anzupassen und alles ganz vorsichtig in Gang zu setzen. Seiner Anpassungsbereitschaft liegt deshalb keine liebevolle Zuwendung zugrunde, sondern ist pure Berechnung. Wo er keinen unmittelbaren Nutzen für sich erkennen kann, ordnet er sich unter. Im anderen Fall versucht er, nicht zu direkt aufzutreten. Er investiert erst einmal in die Beziehung und sorgt dafür, dass die Partnerin ihm vollkommen vertraut.
Dieser Einsatz ist jedoch enorm belastend und anstrengend. Seine Destruktivität muss er unterdrücken und sich weiterhin empathisch zeigen. Er sieht sich um. Wenn es noch weitere Personen in seinem Leben gibt, reagiert er dort seine destruktive Seite ab. Die Ex-Frau, Familienmitglieder und andere Frauen sind willkommene Anwärterinnen für dieses Projekt. Haben diese ihn nicht durchschaut, sind sie die perfekten Opfer.
Seine aktuelle Liebesbeziehung lässt er erst einmal wachsen und gedeihen. Es ist der Himmel auf Erden für die Frau, die bereits jetzt schon lernt, wie toll und erotisch ihr Dasein mit ihm sein wird. Seine Planung, seine Wünsche, seine Träume und seine Vorstellung von einem perfekten Leben wird sie bald auswendig aufsagen können. Sie wird vorsichtig auf dem Weg gebracht, das nächste Opfer zu werden.

Anpassung wird geübt

In dieser Phase genießt er deshalb noch ungemein, dass sich dieses selbstsichere, starke oder schöne Wesen für ihn interessiert. Toll, dass er diese großartige Frau für sich gewinnen konnte. Will er seine Pläne und Ziele durchsetzen, geht er deshalb ganz vorsichtig vor. Seine Ungeduld lässt er sie nicht spüren. Im Gegenteil. Meldet die Partnerin eigene Bedürfnissen an, versucht er diesen nachzukommen und geht auf ihre Wünsche ein. Da sie ihn nicht übermäßig kritisiert und ihm oft den Vorzug gibt, findet er schnell ein gutes Auskommen mit dieser Situation. Sie stellt wenig Forderungen und ist zudem mit ihren eigenen Lebensbereichen beschäftigt. Diese Zeit nutzt er, um ihre Schwächen genau zu studieren. Auf dieser Basis wird er ihr später Vorwürfe machen, damit er seine Sicht auf die Dinge besser durchsetzen kann.
Sie ahnt nicht, dass es irgendwann nur noch um seine Befindlichkeiten gehen wird und die Ansichten und Meinungen der Partnerin völlig außen vor bleiben.

Dass sie ihn besser nicht kritisieren sollte, bemerkt sie allerdings schon recht früh. Ihre Kritik wirkt sich auf seine Persönlichkeit vernichtend aus und ist für ihn eine feindselige Handlung. Davon weiß sie ebenfalls nichts. Es fällt ihm aber jetzt schon schwer, sein Missfallen nicht zu zeigen. Genauso ist es auch mit ihren Erfolgen. Diese gefallen ihm auch nicht. Schön, dass sie erfolgreich ist, aber damit ist sie unabhängig von ihm und das stört.
Liebenswürdig teilt er seiner Partnerin mit, dass er sich ihre Vorschläge zu Herzen nimmt und freut sich, dass sie ihm glaubt. Ihre Erfolgserlebnisse werden jedoch weiter ignoriert und auch in Zukunft nicht sonderlich zur Kenntnis genommen.
Herzlichen Glückwunsch.

Eigene Spielregeln

Die Partnerin soll sich schließlich um ihn kümmern und nicht um sich selbst. Im Alltag versucht er sie deshalb mit Belanglosigkeiten zu irritieren. Er verlangt nur Kleinigkeiten: Dass sie Türen zumacht und andere bloß angelehnt lässt. Er insistiert, sie möge ihre Küche in Ordnung halten; obwohl er genau weiß, dass nur eine ungespülte Tasse der Grund für seine beißende Kritik ist. Ihre Aufmerksamkeit soll ihm gehören.
Die Betroffene möchte sich mit solchen Kleinigkeiten nicht belasten und geht darauf ein. Unmerklich beginnt sie sich nach seinen Wünschen auszurichten. Ein Augenrollen hier, eine bissige Bemerkung da und alles läuft, wie er sich das vorstellt.
Dieses Ergebnis wertet er als Erfolg und fährt fort mit seinem Tun. Wenn sie weiteres Fehlverhalten zeigt, reagiert er völlig übertrieben. Sie wird noch einsehen müssen, dass ihr Leben sich nur um ihn und seine Sicht der Dinge zu drehen hat. Er legt weiteres irritierendes Verhalten an den Tag, und da er an Klärung und Struktur nicht interessiert ist, bleibt sie mit vielen ungelösten Problemen und Fragen zurück.
Die Partnerin wird fahrig und nervös und macht weitere Fehler. Diese werden jetzt sichtbar angeklagt und es tauchen scheinbar immer mehr Komplikationen auf. Sind keine Probleme in Sicht, zettelt er Streit an oder geht auf Liebesentzug. Das beschäftigt die nervös gewordene Lebensgefährtin garantiert tagelang. Ansonsten verhält er sich übermäßig kontrollierend und bringt sich so in Erinnerung.
Kleine Schwächen von ihr gehen jetzt auch nicht mehr als liebenswerte Besonderheiten durch. Wenn er sie deswegen kritisiert, merkt er sich genau, wo sie Grenzen setzt und wo sie ihn gewähren lässt. Seine Meinung hat nun ihr Maßstab zu sein und seine Vorgaben muss sie begreifen lernen.

Forderungen und Kritik wird ausgeschaltet

Kritik an seiner Person wird jetzt auch nicht mehr hingenommen. Wird er kritisiert, beendet er kurzfristig die Beziehung und geht seiner Wege. Natürlich nur, um am nächsten Tag wiederzukommen, aber das weiß die neue Partnerin noch nicht. Ihre Schwächen werden seine Pluspunkte. Er spielt mit ihrer Verlustangst. Dort setzt er an, um sie zu verunsichern. Was ist sie bereit für ihn zu tun? Kritisiert sie ihn weiterhin? Wann ist sie überfordert und zieht sich zurück? Die Meinungsäußerungen und Ansichten der Partnerin führen zu einem immer größer werdenden Streitpotenzial.
Er beginnt zu testen. Wenn du nicht, ... , dann werde ich. Das ist jetzt eindeutig emotionale Erpressung, aber dieses Vorgehen tarnt er sehr geschickt, damit sie nicht merkt, was vor sich geht. Seine Forderungen sind deshalb niemals überzogen oder aus der Luft gegriffen. Er führt immer gute Gründe an, um etwas zu verlangen. So kann er weiter mit manipulativen Mitteln auf seinen vermeintlich kleinen Wunschvorstellungen bestehen. "Kannst du mich nicht vorher anrufen, bevor du ins Auto steigst und zu mir fährst. Ich mache mir sonst Sorgen."
Das Potenzial, etwas in seinen Augen falsch zu machen, steigt natürlich zusammen mit seinen Anforderungen. Dass diese Vorgehensweise auf die Partnerin nervig und lästig wirkt, interessiert ihn auch nicht sonderlich. Vergisst sie den Anruf, macht er sie pervers darauf aufmerksam, sie würde sich nicht genug in die Beziehung einbringen.

Immer wieder neu (er)findet er einen nichtigen Anlass, um sie daran zu erinnern, dass sie sich im Grunde für ihr mangelhaftes Wesen schämen muss. Er signalisiert Enttäuschung und gibt so seiner Meinung Ausdruck.

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Der andere wird geschwächt

Mit seinem provozierenden Verhalten deckt er weitere persönliche Schwächen der Partnerin auf und stellt sie zur Diskussion. Diese justiert er in einen ungesunden Fokus, um ihr mitzuteilen, wie schwer sein Leben mit ihr geworden ist. "Dass er ihre Fehler nur toleriert, weil er sie liebt." Ist er nicht ein toller Mann? Kein anderer wird sich je für sie interessieren, da ist er sich sicher; und das sagt er ihr auch. Ja, er liebt sie. Sie kann froh sein, dass er sich überhaupt für sie interessiert.
Sie stellt sich noch etwas quer und empfindet vieles ganz anders, aber ihre gesamte Wahrnehmung ist sowieso ein Problem für ihn. Sie hat oftmals recht, auch das gefällt ihm nicht. Sie spielt sich in den Vordergrund und das gefällt ihm schon gar nicht. Es gibt jetzt viele Dinge, die ihn stören. Sie telefoniert zu viel mit den Kindern und kümmert sich um die falschen Leute. Die Kindererziehung gleitet ihr aus den Händen. Der Nachwuchs ist ungezogen und wertschätzt ihn nicht. Wenn sie versucht, über ihn zu bestimmen, wird es ganz blöd.

Lügen und Unwahrheiten

Er beginnt zu lügen und stellt sie als vergesslich dar, wenn sie seine Lügereien aufdeckt. Schließlich hat er ihr doch gesagt, dass er abends weggeht. Er lügt sogar, wenn er mit der Wahrheit besser wegkommt. Selbst bei unbedeutenden Kleinigkeiten bleibt er nicht bei der Richtigkeit vieler Sachverhalte. Notfalls schreibt er sogar ganze Lebensabschnitte um und dichtet sie neu. "Er mag nicht ins Kino gehen, das mochte er noch nie." Die einfachsten Dinge kann sie nicht nachvollziehen, geschweige denn sich diese merken. Dass sie ihn anruft, bevor sie ins Auto steigt, vergisst sie ja auch dauernd.
Und was für ein Unsinn, dass sie ihn etwas fragt. An seine Antwort könnte er sich doch Wochen später gar nicht mehr erinnern. Warum auch, die Dinge sollen schließlich so laufen, wie er es sich vorstellt und nicht, wie die Realität es vorgibt. Er verspricht irgendwelche Kleinigkeiten, die er nicht tun will, und vergisst sie dann. Sie muss ihm trotzdem dankbar sein. Was bildet die Frau sich denn ein. Dass er ihr Spielball ist?

Die verdrehte Kommunikation

Deshalb bekommt sie auf keine wichtige Frage eine passende Antwort. Und wenn, dann keine, die sich an der jeweiligen Fragestellung ausrichtet. Er hat das Sagen und sie muss sich merken, was er zu sagen hat und nicht umgekehrt. Er hört einfach weg und ignoriert ihre Worte, wenn er es für richtig hält. Was interessiert ihn die Meinung der Partnerin.
Diese wiederum ist durch die gestörte Kommunikation stark verunsichert. Die Gespräche, die auf dieser verdrehten Basis geführt werden, führen bei ihr zu Erklärungsnöten. Der Gesprächsbedarf in der Beziehung wird immer größer. Je mehr die Betroffene versucht, eine Lösung für ein Problem zu finden, je mehr Probleme tun sich auf. Sogar das Gespräch selbst wird jetzt zum Problem.

Dass dieses Verhalten zur völligen Verwirrung seiner Partnerin führt, gefällt ihm. Er bestimmt ja schließlich, wann ein Gespräch begonnen wird und über welches Thema gesprochen wird. Er bestimmt auch, wann das Gespräch endet und ob es überhaupt stattfindet.

Im Zweifel hat sie alles falsch verstanden oder eine verdrehte Wahrnehmung. Da sie feststellt, dass mit der Gesprächsbasis etwas nicht stimmt, wird sie ihm lästig. Je mehr sie jetzt reden möchte, je mehr verweigert er die gemeinsamen Gespräche und stellt sie als hysterisch hin. Da sie natürlich nicht aufgibt und weiterhin eine Lösung für ihr Problem sucht, kann er sie mit der Zeit sogar als krank, nervtötend und als Belastung darstellen. Super.

Kampf, nur keiner weiß warum

In seinen Augen feindliches Verhalten wird jetzt richtig abgestraft. Sehr dezent, aber mit klaren Worten macht er der Partnerin deutlich, wo es tatsächlich langgeht.
Da er allein bestimmt, wie feindliches Verhalten aussieht, wird es für sie immer schwerer, sich richtig zu benehmen. Er bestimmt, wie sie auf eine Situation zu reagieren hat, und wie sie sich fühlen soll. Ist sie zu fröhlich, weiß er genau, wie er diese Fröhlichkeit ganz unauffällig aus ihrem Gesicht verschwinden lassen kann. Möchte er mehr Aufmerksamkeit, macht er sie eifersüchtig, reagiert gekränkt oder zeigt sich beleidigt. Will er seine Ruhe, ist es ihr Unvermögen, den Feierabend gemütlich zu gestalten. Möchte er der Langeweile entfliehen, fängt er Streit an oder bringt sie zum Weinen.

Er legt die Spielregeln fest, ohne jedoch bekannt zu geben, welches Spiel genau gespielt wird. Normales und alltägliches Handeln ist für ihn an manchen Tagen schon eine feindselige Gesinnung. Die Strafe folgt auf dem Fuß, ohne dass die Betroffene überhaupt weiß, worum es eigentlich geht. Gekränkt zieht er sich oft tagelang zurück und ist nicht mehr ansprechbar. Er lässt sich doch nicht von anderen sagen, dass er zu Unrecht beleidigt ist. Mit diesem Verhalten verschafft er sich den Spielraum, den er braucht.

Kritik in seine Richtung gibt es jetzt auch keine mehr. Schon aus dem einfachen Grund, dass er mit der Zeit alles abgegeben hat, wo überhaupt noch Kritikpunkte auftauchen könnten. Sie ist es jetzt, die für alles zuständig ist, insbesondere für sein Wohlergehen. Wenn es Kritik gibt, kommt diese von ihm. Wenn etwas falsch läuft, sucht und findet er die Schuld bei ihr. Das Leben wird immer schöner und besser für ihn.
Lehnt die Partnerin sich gegen dieses Verhalten auf, macht er ihr ganz unauffällig klar, dass sie ohne ihn ein Nichts ist, weil sie nichts richtig abliefern kann. Ihre Fehler der Vergangenheit bestätigen das schließlich.

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Isolation, Abwertung und Manipulation

Auch die Personen, mit denen sie sich umgibt, sind fehlerhaft. Dass er nicht bereit ist, sich mit denen abzugeben, hat er ihr unauffällig klar gemacht. Auch mit den Kindern wird er sie nicht teilen. Mit dem eigenen Nachwuchs schon gar nicht. Wie sie das Leben mit diesen Personen in Zukunft führen will, ist ganz allein ihre Sache. Wenn sie nicht will, wie er möchte, braucht er eine Auszeit. Ganz einfach.
Dass dieses Verhalten jedes Mal in einem Drama endet, ist auch nicht seine Schuld. Er war nur kurz ein Bier trinken und das Geplänkel mit der anderen Frau hat er nicht zu verantworten.
Obwohl ihm die häuslichen Dramen seit geraumer Zeit auf die Nerven gehen, bleibt er gelassen und freut sich. So oft klingelt sein Handy doch wirklich nicht. Manchmal macht er sich sogar den Spaß und lässt seinen E-Mail-Abruf wie Whatsapp klingen. Sie fragt dauernd, wer geschrieben hat. Toll.
Ihre Wünsche und Vorstellungen sind zwar auch manchmal seine, gehandelt wird aber nur, wenn es für ihn keinen Nachteil gibt. Forderungen dagegen darf sie jederzeit an ihn stellen, aber wenn er etwas für sie tut, dann bitte zu seinen Bedingungen. Er gibt vor, wie die Dinge geregelt werden und nicht umgekehrt.

Wenn er ihre Meinung braucht, wird er sie fragen, aber ungefragt will er ihre Meinung nicht. Mit Liebesentzug und Ignoranz gibt er ihr deutlich zu verstehen, was er ihr selbst nicht sagen möchte. Die Partnerin ist immer mehr auf sich allein gestellt.

Partnerschaftsgewalt?

Der Betroffenen wird langsam bewusst, dass etwas vorgeht, was überhaupt nicht in Ordnung ist. Wenn sie sich widersetzt, erfolgt der direkte Angriff. Als wenn er sich von so einer miesen Partnerin etwas gefallen lassen würde. "Nicht von so einer Schlampe." Was denkt die sich eigentlich? Was bildet die sich ein? Die soll doch froh sein, dass er sich überhaupt mit ihr abgibt."

Mit diesem Denken sieht er sich nach anderen Frauen um und testet, ob er noch auf dem Markt ist. Ganz unauffällig natürlich. Er braucht diese Bestätigung. Die ständigen Querelen zu Hause findet er zwar anregend, aber die bewundernden Blicke seiner Frau haben spürbar nachgelassen. Umgesehen hatte er sich vorher schon, aber da ging es ihm mehr darum, Eifersuchtsdramen zu provozieren.
Die Nachrichten von anderen Frauen braucht er bald nicht mehr zu fingieren, die landen jetzt tatsächlich auf seinem Handy. Um diese neugewonnene Beschäftigung elegant zu tarnen, erinnert er sich nur mit Mühe an seine Versprechen, im Haushalt zu helfen. Stundenlang muss sie ihm erklären, welche Vereinbarungen getroffen wurden. In seiner Erinnerung hat jedoch immer etwas anderes stattgefunden. Seiner Umgebung teilt er ebenfalls mit, dass er sich unverstanden fühlt. Mühelos schafft er es, die Tatsachen so zu verdrehen, dass alles passt.

Die Frau ist sich schon lange nicht mehr sicher, ob das, was sie denkt, auch das ist, was sie gehört hat.

Frauen, Frauen, Frauen

Wie gut, dass er in diesem Durcheinander den Überblick behält. Was seine Frau toleriert und gewillt ist, hinzunehmen, weiß er mit verbundenen Augen. Ist er dann doch zu weit gegangen, rudert er zurück. Will sie sich trennen, lenkt er ein. Honeymoon vom Feinsten.
Ihm geht es mehr darum, Verlustängste auszulösen, als die Beziehung zu beenden. Die andere Frau in seinem Leben ist ja nicht übel und hat ihre Vorzüge. Ob sie jedoch als neues Opfer infrage kommt, ist noch ungewiss. Mal sehen, wie sich alles entwickelt. Nur dumm, dass beide Frauen jetzt anfangen, ihn zu kontrollieren. Zu Hause trägt er seine Lebensgefährtin gerade wie auf Händen und seiner Nebenbeziehung erklärt er heldenhaft, dass er sich trennen wird. Kämen beide Frauen auf den Gedanken, in sein Handy zu schauen, würden sie sich wundern. Dass seine Frau derweil etwas ahnt und immer unglücklicher wird, stört ihn nicht sonderlich.

Vernichtung

Trotz Honeymoon, gefällt es ihm zu Hause immer weniger. Die Anerkennung und Bestätigung seiner Person bleiben hinter seinen Erwartungen zurück. Dafür erhält er jetzt Bewunderung und Anteilnahme von anderer Seite. Auf den häuslichen Zuspruch ist er eigentlich nicht mehr angewiesen. Seine Frau ist oft krank und kommt ihren Aufgaben sowieso nicht nach. Wer soll ihn denn jetzt noch bewundern? Wer übernimmt die Verantwortung für die Beziehung? Diese völlig gebrochene Persönlichkeit? Diese hysterische Ziege, die ihm erzählen will, wo es lang geht und die immer unausstehlicher wird? Das Häufchen Elend, welches so oft heulend vor ihm sitzt?
Ist ja schon toll, diese ehemals starke Frau jetzt weinen zu sehen, aber wer will das tatsächlich jeden Tag? Da sucht er sich doch lieber was Neues.

Ach nein, das hat er ja schon gefunden. Er überlegt, dass er die Neue auch zugrunde richten wird in absehbarer Zeit, und er dann wieder von vorne anfangen muss. Dazu hat er keine Lust. Sollte er jetzt gehen, wäre es gewiss das Beste für die aktuelle Partnerin, aber ganz bestimmt nicht für ihn. Und wie er sich fühlt, sollte doch doppelt so wichtig sein. Er muss schließlich auf seine Seele achten, sonst tut das ja keiner. (Sarkasmus)

Honeymoon?

Also hebt er seine alte Liebe wieder in den siebten Himmel und versucht, sie emotional aufzubauen. Wenn diese Manipulation gelingt, ist er doch das Tollste unter der Sonne. Das ist nicht zu toppen!
Kehrt die verprellte Partnerin tatsächlich zurück und packt ihre Koffer wieder aus, beginnt das gleiche Spiel von vorn. Er findet neue destruktive Wege, die Beziehung zu zerstören, um sich selbst gut zu fühlen. Ob er seine Nebenbeziehung tatsächlich aufgeben wird, steht auch noch in den Sternen. Sein manipulatives Verhalten wird er jedenfalls nicht ablegen. Über die Gründe, die zur Trennung geführt haben, wird auch nicht mehr gesprochen. Warum auch? Die Meinung seiner Partnerin zählt für ihn sowieso nicht.

Wieso sich damit belasten und über vergangene Fehler und Versäumnisse diskutieren?
Die Meinung seiner Partnerin zählt für ihn sowieso nicht.