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© Emotionaler Missbrauch und die Folgen

Was ist emotionale Gewalt? Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Gewalt wird meist als sichtbarer körperlicher Übergriff definiert, während der Einsatz von emotionaler Gewalt kaum bewiesen werden kann.

Wo aber beginnt dieser Missbrauch und was ist nur grenzwertiges Verhalten? Die Spielart der emotionalen Gewalt kommt meist sehr subtil daher und wird nur ganz selten tatsächlich als Gewaltform wahrgenommen.
Besonders narzisstische Personen neigen dazu, in einer ganz extremen Form diese psychische und verbale Gewalt anzuwenden. Still und leise gehen sie durchs Leben und schädigen andere mit ihrem Verhalten. Die Wünsche und Bedürfnisse anderer sind ihnen völlig unbekannt und interessieren nur, wenn sie für sich selbst einen Vorteil erzielen können. Die Partnerin wird deshalb als eine Art Eigentum anektiert und darauf konditioniert, sich den Bedürfnissen des Agressors anzupassen, um den Vorgaben zu entsprechen.

Das Opfer spürt unbewusst, dass es die Beziehung nur aufrecht erhalten kann, wenn es sich anpasst. Der Aggressor nutzt diese "Kompromissbereitschaft" für sich und spielt mit ihr. Dieser Zustand macht fortgesetzt über einen längeren Zeitraum krank. Die erwartete Selbstaufgabe bis hin zum Persönlichkeitsverlust des Opfers fordert ihren Tribut. Dieser "Missbrauch" findet zwar weitgehend im Kopf der betroffenen Frau statt, wird vom Partner aber pervers unterstützt. Die Umwelt steht daneben und sieht nicht, was geschieht. Die Partnerin leider oft auch nicht. Gefangen in den ausgelösten Emotionen sucht sie den Fehler nur bei sich.

Bestrafungssysteme

Mit seinem missbrauchenden Verhalten schafft der Narzisst ein Bestrafungssystem, an dem das Opfer zugrunde geht. Geschieht nicht, was er erwartet, folgen emotionale Übergriffe. Liebesverlust und verbale Abwertungen sind an der Tagesordnung. Schuld an diesen Übergriffen trägt immer nur das Opfer. Wird die destruktive Vorgehensweise aufgedeckt, ist der Schaden meist schon angerichtet.

Das destruktive Verhalten kann der Aggressor aus eigenem Antrieb nicht ändern. Er kann nicht sehen, was er mit seinem Verhalten anrichtet. Wie groß die seelische Not beim Opfer ist, kann er emotional nicht begreifen. Die Person, die sich hinter diesem Verhalten verbirgt, kann er nicht sehen und beurteilen, sondern nur verurteilen. Er reagiert auf sie, kann aber selbst nicht verstehen, aus welchem Grund er so handelt. Sein eigenes Krankheitsbild gibt das nicht her. Da er sich selbst nicht reflektiert, beurteilt er immer nur das Verhalten anderer Personen. Für ihn ist das Benehmen der Partnerin nicht akzeptabel. Fertig! Damit behält er die Kontrolle über die Beziehung und der andere muss sich anpassen.

Tu das, was ich will

Ist die Frau schon dick, will er sie noch dicker. Ist die Frau schon schmal, will er sie noch schmaler. Eigentlich ist es ihm völlig egal, wie dick oder dünn die Partnerin am Ende ist. Dem Aggressor geht es nie um die Inhalte seiner Wünsche. Ihn interessiert nur, ob die Partnerin seine Vorgaben akzeptiert oder sich ablehnend verhält. Was er will, ist wie gesagt, die Kontrolle über die Betroffene. Deshalb beobachtet er genau Ihr Verhalten.
Je größer ihre Anstrengung, um seine gesteckten Ziele zu erreichen, je größer muss ihre Liebe sein. So weit sein narzisstisches Denken. Zufrieden ist er erst, wenn sie sich für ihn aufopfert und sich ihm unterordnet. Geht sie dabei zugrunde, hat er sein Ziel erreicht. Sie hat sich für ihn ruiniert. Das Problem ist jetzt nur, dass er das Interesse an dem Häufchen Elend verliert. Oft wendet er sich dann einer anderen Frau zu, mit der er das gleiche Spiel betreibt.

Menschen, die diesen Missbrauch nicht selbst erlebt haben, erkennen vielfach nicht die immense Gewalt, die sich hinter der Fassade des netten, freundlichen Mannes verbirgt, der da gerade vor ihnen steht. Jugendämter und Gerichte durchschauen diese Personen ebenso wenig. Narzissten sind für sie Männer, die einfach zu lange vor dem Spiegel stehen und mit Liebe und Verständnis geheilt werden können. Die Frau muss ihnen doch nur ein kleines bisschen entgegenkommen und ein friedliches Miteinander ist gar kein Problem. Das mit Narzissten gar keine Kommunikation möglich ist, wird nicht gesehen oder zu spät erkannt!

Wie wird der Missbrauch möglich?

Der Aggressor nimmt die Äußerungen seiner Partnerin, die zunächst von Vertrauen und Liebe geprägt sind, auf und spielt diese später unauffällig gegen sie aus. Bemerkt die Betroffene dieses missbrauchende Verhalten, ist der Schaden schon angerichtet. Kritisiert sie ihn daraufhin, deklariert er sie als zu empfindlich. "Schließlich hat er doch nur Spaß gemacht." Narzissten verdrehen die Wahrnehmung anderer Menschen und ersetzen sie durch ihre eigene Realität.
Sie tragen Masken und machen sich menschlich unsichtbar. Sie manipulieren und lügen, um sich so die Macht über andere zu erhalten. Unermüdlich suchen sie nach Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Anerkennung erfahren haben und nutzen Sie für ihren Vorteil.

Das erwählte Opfer erkennt hinter diesem grausamen Verhalten oftmals das verlorene Gefühl, welches der Narzisst eigentlich verbergen will. Deshalb verzeiht sie ihm seine Aufgeblasenheit und fühlt sich ihm seelenverwandt. Die betroffene Frau kann mit der Destruktivität des Narzissten und der verfahrenen Situation bestens umgehen. Das Opfer hat gelernt, sich das unfeine Verhalten schön zu reden und die fatalen Folgen zeichnen sich schnell ab.
Wo andere bereits fluchtartig den Saal verlassen, findet die Betroffene sofort eine passende Entschuldigung für die Entgleisungen des narzisstischen Partners und bleibt vor Ort. Weitere Verletzungen werden ausgeblendet, um das eigene Aushalten neben dem Aggressor zu rechtfertigen. Eigene Denkstrukturen werden eingesetzt, um das verletzende Verhalten des Partners zu rationalisieren: "Er hatte nur einen schlechten Tag." Damit wird dem Missbrauch die Tür geöffnet und der Narzisst tritt ungefragt ein.

Die Psyche des Opfers verändert sich unmerklich

Alles ist ein ganz massiver Missbrauch von Gefühlen und Vertrauen. Das Wort "Beziehung" wird zum persönlichen Terror und der normale Alltag kann irgendwann kaum noch bewältigt werden. Im Leben der Frau dreht sich alles nur um den übergriffigen Partner und um dessen Liebe, besser gesagt, um dessen Nichtliebe.
Um die eigene Wahrnehmung mit der Realität des Narzissten stimmig werden zu lassen, wird viel Energie benötigt. Deshalb wird die Partnerschaft schnell als anstrengend empfunden.
Die Gedanken sind ständig bei den anstehenden Problemen oder drehen sich im Kreis. Die Betroffene muss sich das perfide Verhalten des Aggressors schön reden und die reale Gewalt, die sich hinter seinen Angriffen verbirgt, verdrängen. Das menschliche Gehirn versucht dementsprechend bestimmte Tatsachen zusammenbringen, die gar nicht zueinander passen. Damit verstrickt sich das Denken heillos in einen krankmachenden Prozess. Das ständige Kreiseln um dem narzisstischen Partner beginnt. Die Gedanken verzetteln sich. Das Gehirn fühlt sich an wie zugekleistert.

Beispiel:

Das Paar kennt sich erst wenige Wochen und der narzisstische Partner möchte möglichst schnell mit der Betroffenen zusammenziehen. Diese äußert ihre Bedenken. Beleidigt zieht er sich zurück und das Unglück nimmt seinen Lauf.
In der Folgezeit wertet er die Partnerin öfter ab und diese fragt sich, warum er so vorgeht. Er vermittelt ihr, dass er sie liebt, weil er ja mit ihr zusammenziehen wollte. Wenn sie ihn ebenfalls so lieben würde, dann würde er auch nicht ... dies, und das, und jenes." Sein missbrauchendes Verhalten kann er nun ungefragt einsetzen und die Partnerin trägt die Schuld an den Problemen innerhalb der Beziehung. Für jede kleine Unstimmigkeit wird der Aggressor diese Argumentation nutzen, um damit seine Zurückweisung zu kompensieren.

Die Betroffene fühlt sich jetzt auch tatsächlich schuldig, weil sie seinen Wünschen nicht nachgekommen ist. Doch statt sich gegen das schlechte Verhalten aufzulehnen, möchte sie ihn nicht weiter kränken. Schließlich hat er mit ihr eine Wohnung teilen wollen und ist jetzt einfach nur gekränkt. In diesem Denken setzt sie das Bestreben nach Harmonie fort, auch wenn sie damit keine Erfolge mehr erzielen kann. Die Beziehung wird immer schmerzhafter. Die verfahrene Situation wird verdrängt, da ansonsten Konsequenzen drohen. Statt den Missbrauch als das zu sehen, was er ist, verstrickt sich das Opfer immer mehr in die eigenen Schuldgefühle. Die aufkeimenden Zweifel am zweifelhaften Verhalten des Narzissten werden erstickt.

Wird die Beziehung nach einigen Monaten beendet, denkt das Opfer wie ferngesteuert, es hätte die einmalige Chance vertan, diesen wunderbaren Mann für sich zu gewinnen. Die Schuld an dem schlechten Verlauf der Beziehung sucht das Opfer am Ende uneingeschränkt bei sich selbst, genau wie vom Narzissten eingefordert. Das Denken dreht sich nur noch um das eigene Fehlverhalten, welches das Ende der Beziehung eingeläutet hat.

Sein Verhalten wäre vielleicht verständlich, wenn die Beziehung schon mehrere Jahre andauern würde und nicht erst seit ein paar Wochen. Wo aber soll hier Liebe sein, wenn sich jemand so manipulativ verhält? Wer zusammenziehen will, liebt doch die andere Person und wartet, bis diese bereit ist, seinem Wunsch zu folgen.

So aber setzt der Aggressor weiterhin alles daran, die richtige Wahrnehmung des Opfers zu untergraben.

Die Eintrittskarte ist der oben beschriebene Auslöser. Wird die Beziehung nicht beendet und lehnt die Partnerin sich weiterhin gegen seine Realität auf, definiert er sie um. "Du bist undankbar." Dann wird die Beziehung auf dieser Basis fortgesetzt.

Mit dieser Schieflage können viele Monate ins Land gehen, ohne dass je diese Manipulation bemerkt wird. Die Auslöser ändern sich, sein übergriffiges Verhalten bleibt. Das Opfer verzeiht und gibt sich selbst die Schuld an seinem abweisenden Verhalten.
Der Partner wollte ja schließlich mit ihr zusammenziehen und dieser positive Effekt überstrahlt alles. Die gesundheitlichen Probleme werden auf andere Lebensbereiche projiziert und der Narzisst unterstützt auch diesen Prozess.

Sollte die Partnerin irgendwann auf seinen Wunsch eingehen und tatsächlich eine Wohnung anmieten wollen, wird sie schnell feststellen, dass der Narzisst niemals ernsthaft mit ihr zusammenziehen wollte. Auch hier greift die kranke Verhaltensstruktur des Aggressors. Wieder will er nur das Gegenteil von dem durchsetzen, was die Partnerin möchte.
Zudem hatte er am Anfang vielleicht nur testen wollen, ob sie sich seinen Vorgaben beugen will. Den eigenen Wunsch auch umzusetzen, war wie so oft nie sein Ziel.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Die emotionale Not des Opfers

Der Narzisst begreift einfach nicht, was er mit seinem Verhalten anrichtet und kann es emotional auch nicht steuern. Sein Weg ist sein Ziel; und er fühlt sich berechtigt, seine Partnerin emotional zu verletzen, um sie für ein vermeintliches Fehlverhalten abzustrafen. Übergriffe, Beleidigungen und Manipulationen manifestieren sich, da keine ausgleichenden Gespräche geführt werden können.

Wie schon in diesem Beispiel deutlich wird, erfordert die Beziehung mit einem übergriffigen Partner ein erhebliches Maß an Anpassung, die das Opfer meist freiwillig leistet. Deshalb kann die eingesetzte Gewalt auch kaum richtig definiert werden. Wo soll hier Missbrauch sein, wenn sich jemand selbst die Schuld an dem abweisenden Verhalten des Partners gibt und alles mitmacht. Die Beziehung wird zu einer Last, die sie alleine tragen muss. Durch die ständig wiederkehrenden "seelischen" Verletzungen hat die Betroffene bald nichts mehr, womit sie ihre Not kompensieren kann.

Da diese Übergriffe willkürlich geschehen und ohne Vorwarnung daherkommen, kann dem wenig entgegengesetzt werden. In einer langjährigen Beziehung weiß das Opfer nachher nur zu gut, was passiert, wenn es den Anforderungen des Aggressors nicht nachkommt und verliert sich im vorauseilendem Gehorsam. Wenn es dem Aggressor schlecht geht oder die Partnerin verhält sich nicht in seinem Sinn, beginnt das Drama.
Versucht sie, diesen Missständen aus dem Weg zu gehen, verbiegt und verzettelt sie sich. Sie versteckt ihre eigene Persönlichkeit und verliert den Zugang zu sich selbst. Ihr eigenes Ich lebt sie nicht mehr aus und die Betroffene verirrt sich in der eigenen Wertlosigkeit. Damit kann sie keine richtige emotionale Intimität mehr aufbauen und verkümmert.

Die Partnerin wird zum Spiegel seiner Bedürfnisse. Wo ihre eigenen Wünsche beginnen und aufhören, kann sie nach einiger Zeit gar nicht mehr einordnen.

Das alles passiert schleichend und fast unbemerkt. Im Leben der betroffenen Frau dreht sich alles nur noch um den übergriffigen Partner. Alles muss sich nach ihm richten, damit ein gewisses Maß an Ruhe gegeben ist. In ihrer Freizeit überlegt sie noch zusätzlich, wie sie die anstrengende Partnerschaft bewältigen soll. Der Körper befindet sich damit in einem ständigen, ungesunden Alarmzustand, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Die Gedanken sind nur bei den Problemen in der Beziehung oder drehen sich im Kreis. Die seelische Not überträgt sich irgendwann auf den Körper. Ein Burnout zeichnet sich ab.

Schlafstörungen stellen sich ein
Depressionen kommen und gehen
Antriebslosigkeit macht sich breit
Körperliche Beschwerden überschatten das Leben
Die Zerstörung des Opfers nimmt Züge an, die bald nicht mehr zu übersehen sind.

Nach jedem Streit steuert die Partnerin emotional auf einen Tiefpunkt zu und versinkt in Angst und Selbstzweifel. Immer wieder muss sie erkennen, dass der Aggressor bereit ist, jederzeit die Beziehung aufgeben zu können. Eine seelische Verunsicherung jagt die nächste; und die ihr zugefügten Verletzungen kann sie nicht verarbeiten, weil ihr die Zeit dafür fehlt. Die Beziehung gerät in eine Gewaltspirale.

Je mehr Druck die Partnerin erzeugt, je mehr Druck übt der Aggressor auf sie aus. Je mehr sie sich gefallen lässt, je mehr Gewalt wird auf sie ausgeübt. Ein Teufelskreis. In der Welt der Partnerin wird es finster, denn alles scheint ihre Schuld zu sein, egal wie sie vorgeht.

Warum passiert mir das?

 

Du bist zu einem Zeitpunkt in sein Leben getreten, wo er nach jemanden gesucht hat, der ihn bestätigt und den er bewundern kann. Bewundern in dem Sinne, dass er deine besonderen Fähigkeiten (deine Stärke, deine Lebensfreude) für sich selbst nutzt. Deine Belange und Wünsche darfst du zwar zum Ausdruck bringen, sie sind für ihn jedoch gänzlich uninteressant. 

Du warst zur falschen Zeit am richtigen Ort und hast verschiedene Verhaltensmuster gezeigt, die ihm signalisiert haben, dass Du für ihn als Partnerin infrage kommst. 

Vielleicht warst Du schon einmal in Kontakt mit Menschen, die Dich emotional nicht gesehen oder Dich vernachlässigt haben. Wie Du mit diesen Personen umgehen kannst, ohne Dich gleich vollkommen fehl am Platz zu fühlen, ist Dir bekannt.  

Machtübernahme statt Liebe

Außerdem hängt in der ersten Eroberungsphase der Himmel sowieso voller Geigen und die schmerzhaften Zeiten sind noch weit entfernt. Der Narzisst versteht sich darauf, wirkliche und uneingeschränkte Liebe zu vermitteln. Dass diese Liebe nur vorgetäuscht ist, um die Partnerin zu umgarnen, merkt diese meist sehr schnell, aber selten ist das Opfer bereit, den Traum vom Glück schon frühzeitig aufzugeben. Zu groß ist die Verlockung, dass sich das bewundernde Verhalten des Partners wieder einstellt. Das wird jedoch nicht geschehen.

Wenn du einmal vom Sockel gestürzt bist, wirst du ihn nur noch von unten betrachten können. Du weißt vielleicht schon, was ich meine? Ich selbst habe diesen Satz lange nicht verstehen können.

2023@Evelina Blum