Die nächste Beziehung nach einem Narzissten

2024 ©Evelina Blum

Ich bin getrennt von meinem narzisstischen Partner. Was jetzt?

Wer aus einer Beziehung mit einem Narzissten ausgestiegen ist, muss sich erst neu finden. Keine Frage! Sich aus einer Missbrauchsbeziehung zu befreien kostet viel mehr Kraft, als eine schlechte Beziehung hinter sich zu lassen.
In einer gesunden Partnerschaft gehen die Partner nachher getrennte Wege, ohne den Respekt voreinander verloren zu haben. In einer Missbrauchsbeziehung dagegen wird dir immer wieder mitgeteilt, dass deine ganze Persönlichkeit fehlerhaft ist. Das eigene Selbst wird regelrecht demontiert und genau hier liegt das Problem.
Auch wenn Freunde und Bekannte darauf drängen, dass Erlebte rasch zu vergessen, sollte diese Vorgehensweise gut überlegt sein. Das eigene Selbst ist in tausend Stücke zerbrochen und muss zuerst wieder zusammengesetzt werden.
Wer eine Trennung hinter sich gebracht hat, braucht erst einmal Zeit für sich.

Das Kreiseln - Die Heilung lässt auf sich warten

Die Betroffene befindet sich oft in einem Gedankenkarussell, dessen Dimension viele nicht nachvollziehen können. Das ständige Kreiseln um die verlassene Beziehung und die Befindlichkeiten des Narzissten findet kein Ende.
Der Kopf, gewöhnt sich nur um dessen Bedürfnisse und Ansprüche zu drehen, tut dies auch weiterhin. Die eigene Person findet keine Heimat in sich selbst und das sogenannte innere Kind sitzt völlig zusammengekauert in der Ecke und wartet auf Besserung. Diese stellt sich jedoch nur langsam ein. Viel zu langsam. Was also tun?

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Evelina Blum
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Verdrängung nach einer narzisstischen Beziehung

Eine Beziehung mit einem Narzissten ist oftmals traumatischer, als man denkt und kann sogar Folgeschäden für künftige Partnerschaften bei dem Opfer des Narzissten auslösen.
Ist der Ausstieg endlich geschafft und die toxische Beziehung halbwegs überwunden, ist es jetzt oft die betroffene Frau, die sich nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen will. Verständlich, aber diese Vorgehensweise ist nicht empfehlenswert. Diese an sich gesunde Einstellung ist wieder durch Verdrängung geprägt. Das erlittene Leid muss verarbeitet werden und löst sich nicht in Luft auf.

Oft höre ich von betroffenen Frauen, man müsse sich jetzt wieder um sich selbst kümmern und nicht weiter in der Vergangenheit wühlen. Man wolle wieder positiv in die Zukunft sehen und einen gesunden Partner finden. Aha!

Ist ein neuer Partner die Lösung?

Achte auf dich. Besonders, wenn du gerade erst eine Missbrauchsbeziehung verlassen hast.
Auf der einen Seite gibt es viele unangenehme Menschen, die aber gar nicht narzisstisch sind. Andererseits gibt es reizende, schüchterne Menschen, deren Narzissmus sehr wohl massive Ausprägungen haben kann. Jemand, der ein grundsätzlich anderes Verhalten zeigt als der vorherige Partner, muss nicht automatisch ein netter Mensch sein.

Deine verlassene Beziehung spielt eine große Rolle, da sie als Vergleich dient.

Einem kleinen Narzissten eine Chance zu geben, nur weil er sich verhältnismäßig besser präsentiert, macht es ja auch nicht besser.

Ist ein neuer Partner überhaupt eine Lösung?

Wird eine neue Beziehung zu schnell eingegangen, können die nicht verarbeiteten Triggerpunkte schnell zum Problem werden. Der Körper hat sich den Missbrauch gemerkt und reagiert unvorhergesehen. Ein bekannter Bezugspunkt und die Betroffene fällt wieder zurück in ihre Vergangenheit. Werden leidige Beziehungsthemen innerhalb der neuen Partnerschaft angesprochen, stellen sich die gleichen altbekannten Gefühle ein.
Diverse Streitthemen gehören jedoch zu jeder Beziehung. Mit dem narzisstischen Partner konnten diese Konflikte nur nicht bewältigt werden. Die damit zusammenhängende Gefühlswelt gehört also ganz eindeutig in die alte Beziehung und nicht in den Neuanfang. Mag die Betroffene den Unterschied noch so gut kennen, abtrennen von ihrem Gefühlsleben kann sie diese Gefühle nicht.
Also müssen unangenehme Wahrnehmungen, die einmal bedeutend viel Raum eingenommen haben, wiederum verdrängt werden, um der neuen Realität Platz zu machen. Wichtige Erkenntnisse über sich selbst verschwinden in der Versenkung, um der neuen Beziehung eine Chance zu geben.
Sich wieder anzupassen, jetzt an einen neuen Partner, während man noch nicht zu sich selbst gefunden hat, kann problematisch sein. Eine schnelle Anpassung, gepaart mit Verdrängung führt dazu, wieder einmal die Übersicht zu verlieren und damit sich selbst. Mach dir diese Sachlage bewusst.

Ich habe Angst vor der nächsten Beziehung

In der ersten Zeit ist diese Angst berechtigt. Zu viele Emotionen stehen im Weg. Viele Betroffene denken jedoch, dass sich dieses Gefühl nie wieder beruhigt. Du wirst jedoch einen Weg finden, damit umzugehen!

Was kann ich tun?
Natürlich kannst du vor jeder neuen Kontaktaufnahme die andere Person genau überprüfen, aber niemand ist perfekt; auch dein nächster Partner nicht.
Statt Vertrauen in sich selbst zu haben, mit dem Wissen, eine schlechte Beziehung jederzeit verlassen zu können, versuchen viele betroffene Frauen das Problem schon vorher zu minimieren. Die wirkliche Gefahr ist jedoch nicht der Partner, sondern man selbst. Du solltest dich also vorher entschieden haben, welches Benehmen Du noch tolerieren willst und dir deine Grenzen bewusst machen. Dann verlierst du auch deine Angst. Wenn du dich selbst gefunden hast und eine Trennung von einem neuen Partner kein unüberwindliches Problem mehr darstellt, ist die Zeit für eine neue Beziehung gekommen.

Und bedenke, auch wenn die diffusen Anzeichen von schlechtem Verhalten fehlen, muss dies nicht gleichzeitig bedeuten, einen liebevollen Partner gefunden zu haben. Fühlst du dich in einer nächsten Beziehung unsicher und klein, egal warum, solltest du diese verlassen. Sich einem Egoisten oder Choleriker anzuvertrauen, macht es ja auch nicht besser.

Und mach dir nichts vor! Ein Narzisst wird sich immer erst von seiner besten Seite zeigen, bevor er sein Opfer manipuliert. Der nächste destruktive Partner kann also schon - trotz aller Vorsicht - bereits vor deiner Türe stehen.

Wie erklärt man dem neuen Partner die vorangegangene Beziehung mit einem Narzissten?

Was kann ich tun, um mit der Vergangenheit abzuschließen? Offen über die alte Beziehung zu sprechen, auch über einen langen Zeitraum hinweg, kann dem Vergessen und dem Verdrängen entgegenwirken. Der neue Partner ist dafür jedoch ungeeignet. Dieser wird sein Verhalten ansonsten an deine Worte anpassen und sein eigenes Ich nicht ausleben. Sollte dieser dann irgendwann seiner Persönlichkeit freien Lauf lassen, ist die Überraschung oft groß. Besser ist es, den Schmerz zuzulassen und in einer Gesprächsbegleitung, Therapie oder Selbsthilfegruppe auszuleben.
Erst wenn die Beschäftigung mit dem leidigen Thema keine Last mehr ist, sondern zum Alltag gehört, hat das erlebte Leid den richtigen Stellenwert eingenommen. Solange Triggerfaktoren massiv dein Leben und Denken überschatten, ist der Missbrauch nicht verarbeitet. Tauchen zu viele Trigger-Momente in der neuen Beziehung auf, sind die alten Wunden noch nicht geschlossen.
Hier sollte nach Hilfe gesucht werden, vorausgesetzt, man ist nicht wieder an einen Narzissten geraten, der berechtigterweise diese Trigger auslöst.

Der narzisstische Missbrauch in der Kindheit

Oft hat auch eine ungute Kindheit, zusammen mit den falschen Glaubenssätzen (Du kannst das nicht!), die spätere Beziehung mit einem Narzissten begünstigt. Diese Themen sollten ebenfalls aufgearbeitet werden, wenn der emotionale Missbrauch schon früh in der Kindheit seinen Ursprung hatte. Dieser wurde dann nur vom narzisstischen Partner fortgeführt. Sich vom Narzissten zu trennen und ansonsten Vorsicht walten zu lassen, reicht oftmals nicht aus.
Die eigenen Strukturen sollten betrachtet und hinterfragt werden. Das Thema Narzissmus findet dann einen angemessenen Platz im Leben und muss nicht mehr krankhaft ausgeklammert werden.
Nicht der Narzisst ist das Problem, sondern man selbst. Nur du kannst den Missbrauch beenden. Sonst machst du dich wieder von dem Verhalten anderer Personen abhängig. Doch diese Erkenntnis braucht Zeit!

Die nächste Beziehung - Was bringt die Zukunft?

Wer einmal die Kunst der Verdrängung erlernt hat, wird immer wieder darauf zurückgreifen. Deshalb sei vorbereitet. Nicht dein Partner sollte sich jetzt um dein Wohl kümmern, sondern Du selbst. Diese Einsicht kannst du jedoch nur umsetzen, wenn du bei dir bleibst und dich nicht wieder im anderen verlierst.

Sämtliche Schwierigkeiten in der nächsten Beziehung wieder bei dir zu suchen, macht keinen Sinn. Die schlechten Seiten deines neuen Partners wiederum zu beschönigen und zu entschuldigen, wird dich auch nicht weiterbringen.

In deinem nächsten Lebenskonzept solltest Du selbst im Mittelpunkt stehen; nicht dein Partner.
Die Beschäftigung mit Dir ist wichtig und zieht gesunde Menschen in dein Leben. Diese werden sich bei dir geborgen fühlen, weil du Grenzen setzen kannst. Damit verliert sich auch deine Angst in dir, wieder in einer schlechten Beziehung festzuhängen. Hast du deine alten Muster erkannt, bist du frei. Du kannst dich selbst akzeptieren und musst eine schlechte Partnerschaft nicht mehr künstlich aufrechterhalten.
Wirkliche Liebe, keine abhängige Liebe, kann es sowieso nur dann geben, wenn Du mit Dir selbst im Reinen bist.

Wie schütze ich mich?

Kannst du die nächste schlechte Beziehung verlassen, ohne wieder einen ultimativen Absturz zu erleben? Bist du bereit, den Schmerz einer verlorenen Liebe zu tragen und trotzdem zu gehen, wenn dein neuer Partner dich nicht gut behandeln will?
Dein Gegenüber ist so, wie er ist. Versuche jetzt nicht mehr, ihn zu verändern, sondern trenne dich, wenn es nicht passt. Diesen Vertrag kannst du mit dir selbst abschließen.  

Fühlst du dich angegriffen, dann achte auf deine Gefühle. Diese sollten jetzt ausschlaggebend sein. Die Fehler deiner Vergangenheit sollten sich nicht mehr wiederholen. Genieße die schönen Momente einer neuen Beziehung und vertraue auf Dich. Du kennst jetzt dein eigenes Suchtverhalten und deinen Drang alles Ungute verdrängen zu wollen. Streit und Unfrieden gehören zu einer Beziehung und sollten deshalb auch nicht vermieden werden.

Sind klärende Gespräche mit deinem neuen Partner jedoch eher eine Ausnahme und hast du das Gefühl, viele Vorgänge innerhalb der Beziehung nicht zu verstehen, achte auf dich. Sobald Dir jemand manipulierend und abwertend gegenübertritt, erlebst Du emotionale Gewalt. Hier beurteilt jemand nicht Dein Verhalten, sondern Deine ganze Person. Diese Sätze beginnen immer mit den Worten: Du bist ... dies und das und jenes. Diese Aussagen sind übergriffig.  

Können Probleme nicht beseitigt oder besprochen werden, stelle die Beziehung in Frage, nicht dich. 
Erste Bedenken und Zweifel sollten ernst genommen werden:

Unsicherheit und Zweifel

Versucht er dir einzureden, dass du zu empfindlich bist?
Fühlst du dich in seiner Gegenwart falsch?
Fühlst du dich ernst genommen und verstanden?
Musst du dich oft zur Wehr setzen?
Kannst du deinen Partner kritisieren?
Stimmen seine Aussagen, wenn er über dich spricht?

Betrachte auch Dich

Hast du schon am Anfang Angst, diese Beziehung zu verlieren?
Richtest du deine Handlungen nach ihm aus?
Kannst du so sein, wie du dich fühlst?

Achte auf Deine eigenen Wünsche!

Diese sind die Fenster zu deiner Seele. Sie sind nie dumm, bedeutungslos oder unwichtig. Ein liebender Partner betrachtet sie unvoreingenommen, ohne diese gleich als Bedrohung zu sehen. Er weiß, wie wichtig diese Fenster sind und er wird sie achten und behüten.
Auch deine Wahrnehmung wird er dir nicht nehmen wollen. Deshalb wird er dir nicht erzählen, dass Du zu empfindlich bist, sondert achtet auf deine Empfindsamkeit. Für einen Narzissten sind Deine Wünsche vollkommen bedeutungslos. Er möchte bestimmen, was Du denkst und was Du zu fühlen hast. Lasse dieses übergriffige Verhalten nicht mehr zu!

Erlebe ich wieder emotionale Gewalt?

Sobald ich diesen Satz höre, muss ich eigentlich gar nicht mehr nachfragen. Es hat bereits einen oder mehrere Auslöser gegeben, die diesen Gedankengang ausgelöst haben.
Vertraue Dir selbst; und achte auf dein Bauchgefühl. Wer sich einmal sagen lassen muss, dass er besser die Klappe halten soll, kann nicht ernsthaft davon ausgehen, in anderen Dingen mehr Gehör zu finden.

Jeder macht Fehler und darf so sein, wie er ist. Wenn etwas nicht funktioniert, trägst du daran nicht automatisch die Schuld. Suche also nicht nach Erklärungen, warum andere sich schlecht benehmen und entschuldige nicht deren Verhalten. Du bist auch nicht für deren Gemütszustand verantwortlich.
Du bist weder penetrant noch störst du die Harmonie, weil Du dich gegen Beleidigungen auflehnst. Damit trägst du auch nicht zum Scheitern der Beziehung bei.
Tauchen später noch mehr Zweifel auf, sei vorsichtig. Die schlechte Stimmung, die sich innerhalb der Partnerschaft breitmacht, ist kein Problem, sondern ein Warnzeichen. Wenn Du ständig der Auslöser für eine Auseinandersetzung bist, frage dich, was da gerade nicht passt. Frage nicht Deinen neuen Partner.

Der Narzisst und die Frauenwelt - Machtspiele

Das Buch stellt das Wesen der emotionalen Partnerschaftsgewalt klar und deutlich heraus. Die Folgen für das Opfer werden detailliert beschrieben.
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Wie finde ich den perfekten Partner?

Einen gesunden und nahezu perfekten Partner zu finden ist utopisch. Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten. Was den einen stört, ist dem anderen egal. Dieser Satz bezieht sich allerdings nicht auf die Aussage: Wie kann ich den nächsten Missbrauch besser aushalten. Dagegen sollte die Betroffene sich unbedingt schützen.
Ist ein neuer Lebensgefährte gefunden und kommen nach der ersten Begeisterung ernste Bedenken hoch, sollten diese genau betrachtet werden. Versuche jetzt nicht, deinen Partner zu ändern, dieses Projekt ist nicht Deine Aufgabe. Nicht dein Gegenüber ist das Problem. Der ist so, wie er ist. Du solltest ihn also auch so nehmen, wie er ist. Du kannst ihn in seiner Wesensart akzeptieren oder es sein lassen und gehen.
Es liegt allein bei dir.

Gesunder Partner - Langeweile

Viele gesundete Frauen beschreiben auch dieses Phänomen. Sie merken an, eine Beziehung zu einem gesunden Partner sei nicht bereichernd. Auf dieses Gefühl sollte man also vorbereitet sein.
Wer viel Zeit mit einem Narzissten verbracht hat, ist das ständige Auf und Ab dieser Beziehung gewohnt. Mit dem gesunden Partner erlebt man oft nicht die gewohnte Abwechslung. Das Leben wird als langweilig und eintönig empfunden. Auch hier muss erst ein neues Denken geschaffen werden.

Dein Partner ist nicht dazu da, dein Leben spannend und aufregend zu gestalten. Dieses Ziel solltest du mit eigener Kraft erreichen. So schützt du dich und bleibst bei dir selbst.

Dein Lebensgefährte sollte das sein, was das Wort schon ausdrückt.

Er begleitet dein Leben und hindert dich nicht an deiner Entfaltung. Er geht deinen Weg mit dir, statt gegen dich zu arbeiten. Du bist ja nicht auf die Welt gekommen, um es anderen recht zu machen oder dich ständig hinten anzustellen. Achte also auf Deine Gefühle. Sie sind ein guter Ratgeber. Lerne sie kennen und liebevoll anzunehmen, anstatt sie zu verdammen.
Wann fühlst du dich wohl? Wann kannst du dich entspannen? Wann willst du lieber gehen, statt zu bleiben? In welchen Situationen sagst du Ja, obwohl Du lieber Nein sagen würdest?

Sorge gut für deine Seele

Dafür bist Du jetzt selbst zuständig! Nicht Dein Partner! Gib ihm nie wieder diese Macht über Dich. Ein gesunder Partner wird daran auch gar kein Interesse haben. So erkennst du, wer es gut mit dir meint und wem du vertrauen kannst.

Hast du Zweifel, dann vertraue auf dich selbst!
@Evelina Blum

evelina.blum