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Ich bin gefangen in einer toxischen Beziehung und fühle mich abhängig von meinem Partner

Eine Co-Abhängigkeit beginnt schleichend. Zuerst ist das Beziehungsleben mit einem Narzissten spannend und aufregend. Die Frau steht ganz im Fokus des Mannes und sie fühlt sich wohl und geliebt. Ein wunderbarer Zustand. Nach einiger Zeit bestimmen jedoch Müdigkeit und Überforderung ihr Leben.
Niedergeschlagenheit macht sich breit. Der Partner wird ungeduldig. Die Frau fühlt sich schuldig. Wofür? Das sie den gestellten Erwartungen nicht genügt? Sie bemüht sich und versucht zudem das schlechte Benehmen des Aggressors zu ignorieren. Die emotionale Gewalt, die sie bisher nur aus Büchern und diversen Filmen her kennt, ist plötzlich ihr persönlicher Alltag geworden. Der Partner ist phasenweise unausstehlich und macht ihr schwere Vorwürfe, wenn sie sich beschwert. Sie sei unfähig, ihm eine gute Frau zu sein.

Die Betroffene sucht nach Erklärungen für das oft merkwürdige Verhalten ihres Partners und kommt zu dem Ergebnis, dass es an ihr liegen muss. Das Kreiseln im Kopf beginnt. Die Gedanken drehen sich nur noch um die Beziehung, aber der Kopf findet keine Lösung. Die betroffene Frau möchte sich irgendwann aus dieser destruktiven Beziehung lösen, schafft es aber nicht. Das Herz möchte in der Beziehung bleiben und harrt aus. Es liebt den Menschen neben ihr, der einmal lieb und nett um sie geworben hat.

Bin ich emotional abhängig von meinem Partner?

Diese Frage stellen sich sicher viele Betroffene, die einen narzisstischen Partner an Ihrer Seite wissen. Darauf eine zufriedenstellende Antwort zu finden, ist jedoch schwer. Der Kopf dröhnt zwar heftig, aber damit beenden sich oft die weiteren Überlegungen.
Die Gedanken drehen sich nur noch um die Beziehung und das Kreiseln findet kein Ende. Den quälenden Fragen, die sich mit der eigenen Person beschäftigen, wird ausgewichen. Menschen, die Interesse zeigen und auf den Missbrauch hinweisen, werden ebenso ignoriert und manchmal sogar verstoßen. Die Partnerin möchte in der Beziehung bleiben und zahlt dafür einen hohen Preis.
Wie selbstverständlich räumt die betroffene Frau ihrem Partner ein Recht auf seine Selbstverwirklichung ein und vergisst darüber ihre eigene. Diese scheint einfach nicht mehr wichtig zu sein und der Lebenspartner wird nun endgültig zum Lebensinhalt. Diese Entwicklung spricht für eine Co-Abhängigkeit. Insbesondere wenn die krankmachenden Muster erkannt sind und ein Verlassen der Beziehung nicht mehr möglich ist.

Um die Beziehung erträglich zu gestalten, wird oft der Versuch unternommen, den Partner zu ändern. Statt selbst dem Elend ein Ende zu setzen, verfolgen viele Betroffene unbewusst diesen Weg, damit das Leben für sie akzeptabel wird. Dafür verbiegt und verzettelt sich die Partnerin. Ihre ganze Energie fließt in diesen Prozess.
Erst wenn nichts mehr hilft, beginnt sie Forderungen zu stellen und verlangt nach umfassenden Veränderungen innerhalb der Beziehung. Sie droht mit Trennung oder zeigt sich in vielen Themenbereichen unnachgiebig.

Das jedoch ist nur der Anfang vom Ende einer friedlichen Beziehung und ganz besonders die mit einem Narzissten. Ihre Klagen, Verbesserungsvorschläge und Forderungen werden nämlich nicht erhört, sondern der Aggressor reagiert mit Liebesentzug auf dieses Bollwerk von Vorwürfen; und die Partnerschaft steht schnell auf der Kippe.
Die Trennungsgedanken werden zu einer realen Vorstellung und werden doch wieder verworfen.

Ich bleibe - Liebe oder Abhängigkeit

Wenn aus der einstigen Liebe endgültig eine verzweifelte Abhängigkeit geworden ist, steht man bald vor einem großen Problem. Der Partner kann sich innerhalb der Beziehung alles herausnehmen und die Betroffene kann nichts dagegen setzen, weil sie sich nicht trennen kann.

Diese Tatsache nutzt der Aggressor für sich. Hin und wieder leitet er eine Trennung ein, ohne diese jedoch ernsthaft beizubehalten. Auch das Opfer trennt sich öfter; ebenfalls ohne Erfolg.
Längst ist die ehemals selbstbewusste Frau von ihrem Partner abhängig geworden. Wohlfühlen kann sie sich nur noch innerhalb der Beziehung. Nur wenn der Aggressor zufrieden scheint, kann sie es auch sein. Einen anderen Zustand kann sie längst nicht mehr ertragen. Jedes Lebenszeichen von ihm, und sei es noch so unbedeutend, wird nach einer vermeintlichen Trennung dankbar aufgenommen. Und immer wieder werden neue Versuche gestartet, die gemeinsame Beziehung zu retten.

Da der Aggressor jeden Trennungsvorgang jedoch als Unverschämtheit des Opfers interpretiert, sucht er zwar wiederholt nach Wiedergutmachung, pfeift aber darauf, ein dauerhaftes Entgegenkommen zu zeigen. Er verspricht es immer wieder, hält sich aber nicht daran. Erholt sich die Beziehung, sinnt er sofort auf Rache.
Wer die Trennung ausspricht, ist hier nicht von Bedeutung. Immer hat die Betroffene Schuld, weil sie sich getrennt hat oder er sich trennen musste, weil sie sich unmöglich aufgeführt hat.

Nach jeder Trennung nehmen deshalb die Verletzungen zu, weil er das Opfer dafür bestraft, ihn allein gelassen zu haben.

Die Folgen von diesem Trennungsspiel?

Das Opfer gibt sich mit immer weniger zufrieden und lernt die Grobheiten des Narzissten auszuhalten. Dem Partner werden noch mehr Rechte eingeräumt und die Beziehung gerät endgültig in eine Schieflage. Da die Betroffene wie gewohnt den Grund dafür bei sich sucht, verharrt sie auch jetzt in diesem falschen Denken und macht ihr eigenes fehlerhaftes Verhalten dafür verantwortlich.
Unbemerkt verstärkt sie damit ihre Abhängigkeit, da seine Sicht der Dinge geradewegs noch wichtiger werden. So gerät die Betroffene in eine Abwärtsspirale, die vom Aggressor unterstützt wird. Sie arbeitet ihm quasi zu, weil sie sich selbst als fehlerhaft empfindet.

Ein gutmütiger Partner würde hier einschreiten, um der Partnerin mehr Halt zu geben; der Aggressor hat daran jedoch kein Interesse. So bleibt das Opfer aus allen möglichen und unmöglichen Gründen in diesem Zustand, und nach einiger Zeit wird es immer schwerer zu erkennen, wo die Liebe aufhört und die Abhängigkeit beginnt.

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Evelina Blum
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Der Missbrauch innerhalb der Beziehung wird erkannt

Ist die Partnerschaftsgewalt eindeutig als emotionale Gewalt und seelischer Missbrauch enttarnt, beginnt eine ganz andere Art der emotionalen Abhängigkeit. Die Betroffene kann sich jetzt nicht mehr aus der Beziehung lösen, weil die Vorgänge sie innerhalb der Partnerschaft definitiv abhängig gemacht haben.
Aus der eigenen Hilflosigkeit heraus werden nun viele Gründe dafür gefunden, um ein Verbleiben in der Beziehung zu rechtfertigen. Der Aggressor weiß darum und verwendet auch diese als Druckmittel. Wer sich jetzt nicht abgrenzen kann, der hat verloren. Die Tatsache, dass emotionaler Missbrauch stattfindet, wird vom Aggressor bestritten und findet nur in den Augen des Opfers statt. Diese Angriffe auf die Persönlichkeit und die Integrität bringen weitere Abhängigkeiten mit sich und schwächen die Befindlichkeit.

Zu diesem Zeitpunkt hat die Partnerin das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung schon längst verloren und ringt mit dem Aggressor nur noch um die Anerkennung seiner Gewalteinwirkung. Nur so kann eindeutig bewiesen werden, dass emotionale Gewalt ausgeübt wurde.
Das perfide daran? Nur derjenige, der die Gewalt auslöst, kann sie auch wieder zurücknehmen. Damit bindet der Aggressor sein Opfer ein weiteres Mal an sich, da es nun auf Besserung und Wiedergutmachung hofft und unbewusst weiter vor Ort bleibt.

Die Partnerin versucht ihre Sicht der Dinge gegenüber dem Aggressor darzustellen - findet aber kein Gehör. Sie versucht ihm zu erklären, was tatsächlich vorgefallen ist - findet aber kein Gehör. Die Partnerin fordert Wiedergutmachung - bekommt sie aber nicht.

Jetzt beginnt die Betroffene an der Beziehung zu arbeiten, um ihre Qualen und Verletzungen zu heilen. Eigentlich wäre das die Aufgabe des Aggressors, aber eine Entschuldigung gibt es nicht.
Um diese Qualen zu beenden, ist das Opfer oftmals sogar bereit, die Verantwortung für Fehler zu übernehmen, die es gar nicht zu verantworten hat. Hauptsache, die Balance in der Beziehung ist wieder hergestellt und der Aggressor ist ausgeglichen und freundlich; hat er doch jemanden gefunden, der die Verantwortung für sein Fehlverhalten übernimmt.
Ein Ausstieg aus der Beziehung würde für das Opfer zudem eine weitere Niederlage bedeuten. Das schmerzhafte Investieren in die Partnerschaft wäre umsonst gewesen. Der Kampf wäre verloren. Die Betroffene hätte es nachweislich nicht geschafft, diese Beziehung zu retten und in die richtigen Bahnen zu lenken. Wieder ein Fehler, den Sie zu verantworten hat. Dieses Denken wird ihr unbewusst vom Aggressor untergeschoben und damit macht sie sich weiter massiv abhängig von ihm.

Der Kampf um Autonomie, Würde und Selbstachtung geht nie zu Ende. Irgendwann gibt sie den Widerstand auf und ist dankbar, dass der Aggressor bei ihr bleibt, trotz ihrer Fehler. Dass der Partner ihr positives Ego gegen ein negatives Ich ersetzt hat, übersieht sie geflissentlich.

Warum trennst du dich nicht?

Warum lasse ich mir etwas gefallen, wo andere Frauen schon längst gegangen wären? Warum gehe ich nicht, wenn ich das Gefühl habe, mein Partner tut mir nicht gut? Warum gehe ich immer wieder zurück? Wie kann ich etwas ändern? Fragen über Fragen türmen sich auf.
Ist tatsächlich allein meine Verfassung ausschlaggebend, dass ich den emotionalen Missbrauch ertragen will?
Nicht ganz!

Der narzisstische Partner setzt bewusst oder unbewusst auf Manipulation, um Macht und Kontrolle über das Opfer zu erlangen. Indem er ihm durchgehend die eigene Wahrnehmung abspricht, zerstört er dessen Realität. Die erlernten Glaubenssätze des Opfers in der Kindheit entfalten zusätzlich ihre Wirkung. Und weitere Glaubenssätze tragen dazu bei, sich dem übergriffigen Partner letztendlich auszuliefern, um dann bei ihm auszuharren.
Wer als Kind lernen musste, nichts wert zu sein, wird das Verhalten des Aggressors kaum in Frage stellen.

Als Folge davon gewinnt die Betroffene irgendwann tatsächlich den Eindruck, ohne den Aggressor nicht mehr leben zu können, da dieser ihren Selbstwert vollends zerstört hat. Der Partner muss jetzt etwas ändern, weil sie es eben nicht kann! Das einzige, wozu die Betroffene sich noch im Stande sieht, ist das Verbleiben in der Beziehung.

Gehirnwäsche und Manipulation durch den narzisstischen Partner

Außenstehende können dieses Verhalten oftmals nicht nachvollziehen. Die Leidensfähigkeit dreht sich im Kreis und die betroffene Frau ist vielfach selbst davon überzeugt, dass sie dem Leiden nicht entkommen kann, da sie scheinbar nichts anderes verdient hat. Insgeheim hält sie die Anschuldigungen, die der Partner ständig gegen sie vorbringt, durchaus für berechtigt.
Fühlt sie sich den Äußerungen des Aggressors nicht gewachsen, ist sie tatsächlich irgendwann der Meinung, dass dieser recht hat. "Sie ist nichts, weil sie nichts, aber wirklich nichts richtig machen kann." Die erlernten Muster aus der Kindheit, die ihr das gleiche Gefühl vermittelt haben, wirken unbewusst weiter. Massive Verlustängste wie in Kindheitstagen türmen sich auf und tun ihre Wirkung.

Anstatt zu gehen, bleibt die Betroffene vor Ort und verharrt weiter in einer schmerzhaften, aber scheinbaren Sicherheit. Für diese opfert sie ihre Würde und passt sich an. Der Wille zur Trennung mag zwar da sein, wird aber nicht umgesetzt. Schuldgefühle nehmen Fahrt auf. Der Gedanke, an der Situation selbst schuld zu sein, nimmt immer mehr Raum ein, und der narzisstische Partner verstärkt dieses Gefühl auf perfide Art und Weise.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Die Spuren der kindlichen Anpassung.

Viele Betroffene haben narzisstische Väter oder Mütter. Der Kampf um Liebe und Anerkennung prägt dann das spätere Verhalten.
Diese schon früh erworbene Leidensfähigkeit nutzt der narzisstische Partner für sein eigenes Krankheitsbild und erzeugt damit eine Steigerung der Schuldgefühle. Alles was die Partnerin in die Beziehung einbringt, ist nicht gut genug oder nicht ausreichend. Damit hat sie seine Abwertung verdient und soll sich nicht beschweren. Zwei Bedürftige haben sich gefunden. Der Narzisst erhält Bewunderung und Bestätigung, da die Betroffene trotz seiner Abwertung bei ihm bleibt. Das Opfer wiederum leidet und sieht sich gefangen in einer Beziehung, die es eigentlich gar nicht will.
Da die Betroffene wie in der Kindheit, den Ansprüchen der Eltern nicht gerecht werden konnte, harrt sie nun wieder in einer Beziehung aus, die das gleiche Muster in sich trägt.

Ich kann nicht trennen oder getrennt bleiben.

Viele betroffene Frauen steigen zwar aus der Beziehung aus, gehen jedoch immer wieder zurück, weil der Schmerz und die Zweifel, nicht genug geleistet zu haben oder einen anderen Fehler begangen zu haben, nicht auszuhalten ist. Dieses Verhalten ist in einer Partnerschaft mit einem Narzissten fast schon normal. Der Aggressor gibt der Partnerin immer wieder die Schuld am Scheitern der Beziehung und diese übernimmt sein Denken. Sie fühlt sich tatsächlich schuldig.

Das Wissen um die Notwendigkeit einer Trennung verringert sich und die Betroffene verliert immer mehr an Selbstbewusstsein. Wie gesagt: Von einem Verhalten abzurücken, welches von Kindheit an erlernt wurde, ist nicht leicht und verursacht viele unbewusste Ängste.
Gehe ich jedoch immer wieder in mein altes Muster zurück, stelle ich mich niemals meinen eigenen Dämonen. Wer als Erwachsene das Gefühl vermeiden will, verlassen zu werden und deshalb vor Ort bleibt, verhält sich in der Folge wie das Kind, das seiner schmerzhaften Kindheit nicht entkommen konnte.

Liebe und Nichtliebe

Auf die Dauer schädige ich damit meine eigene Wertvorstellung.
In meinen Gedanken wird sich die Vorstellung eingraben, dass ich als Mensch nicht wertvoll bin, weil diese eine Person mich einfach nicht lieben will. Tatsächlich ist es aber vielleicht so, dass dieser Mensch einfach nicht zu mir passt, weil er mich nicht so nehmen will, wie ich nun einmal bin. Jeder, der unglücklich verliebt war, weiß, wie schmerzvoll diese Erkenntnis ist.
Ein Mensch in einer Missbrauchsbeziehung erlebt dieses Wechselbad der Gefühle jeden Tag. Unglücklich verliebt zu sein gehört für ihn zur Tagesordnung und wird irgendwann akzeptiert, nur weil der Partner ihn nicht verlässt.

Diese Achterbahnfahrt der Gefühle ist auf Dauer nicht zu ertragen, da der Aggressor nicht daran interessiert ist, diesen Zustand zu beenden.

Was kann ich tun?

Egal was Du tust, kraftlos das Leben an Dir vorbeiziehen zu lassen, macht es nicht besser. Dass der Narzisst sich verändert, bleibt ein frommer Wunsch. Dass Du innerhalb der Partnerschaft an Kraft gewinnst, ist ebenfalls trügerisch. Bleibt Du in der Beziehung, werden Dir die vorhandenen Energiereserven sogar noch mehr entzogen. Um zu "gehen" ist deshalb ein Tag so gut wie jeder andere. Es wird nicht besser.
Um eine Besserung herbeizuführen, bedarf es einer neuen Denkstruktur. Die Angst, vor einer Trennung auszuhalten und trotzdem zu gehen, muss also mühsam erlernt werden. Deine alten Muster bleiben sonst unangetastet und deine Überlegungen geraten immer wieder in die gleichen Bahnen. Kontakt mit anderen Betroffenen kann helfen, diesen Prozess in Gang zu bringen oder zu unterstützen.

Nichts ändert sich von allein, aber Du bist ja auch nicht allein.

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