Manipulation und emotionale Gewalt
Emotionale Gewalt, Erpressung und anderes destruktives Verhalten wird oft in Beziehungen eingesetzt, um eigene Interessen durchzubringen. Daran ist nichts Verwerfliches, weil es eben menschlich ist. Wenn sich dieses Verhalten jedoch selbstständig macht und tiefgreifend das Leben verändert, wird es Zeit, sich zu fragen, ob man willkürlich und zerstörerisch dieser Form der Gewalt ausgesetzt ist. Es ist die perfide Art und Weise, wie der Partner seine Macht stärkt, während der andere Part immer kleiner und unglücklicher wird. Die Partnerin wird unauffällig misshandelt, herabwürdigt und emotional verletzt.
Am Anfang war es so schön!
Ja, das ist wohl wahr. Da der Aggressor aber weiß, dass er am Anfang einer Beziehung mit seinem Verhalten auf Widerstand stoßen kann, setzt er die emotionale Gewalt auch nur ganz unauffällig ein. Der Anfang ist schön, weil die kleinen Warnsignale übersehen werden und beide wie auf rosa Wolken fliegen.
Mit der Zeit erfahren die Abwertungen und Manipulationen jedoch eine Steigerung, da für ihn die Fehlerhaftigkeit des Opfers immer sichtbarer wird. Seine eigenen Fehler und Schwächen projiziert er ebenfalls auf sein Gegenüber und verwechselt dann beides. Die Partnerin fragt sich oft, von wem er da eigentlich spricht, wenn er beispielsweise sagt, "sie hätte keine Empathie".
Kehrt dann der Alltag ein, werden die scheinbaren Mängel des Opfers massiv bekämpft und er beginnt damit, die Partnerin abzuwerten.
Entspricht die Partnerin nicht den Erwartungen des Narzissten, ist sie automatisch fehlerhaft und muss bestraft werden. So weit seine verstiegene Denkweise.
Du bist schuld!
Zusätzlich wälzt er alle Verantwortlichkeiten auf die Partnerin ab, um kein eigenes Versagen aufkommen zu lassen. Diese Manipulation auf höchstem Niveau und bleibt in vielen Fällen unerkannt. Während er sich gemütlich zurücklehnt, kann er der Partnerin immer mehr Fehler zurechnen und die Bestrafung lässt nicht lange auf sich warten.
Durch Liebesentzug, Lügen und Betrügen zimmert er sich eine Welt, in der er keine Schuld trägt und macht sich damit unsichtbar. Schuld haben immer nur die anderen, nie er selbst. Manchmal werden diese Bestrafungsaktionen auch für einen passenden Zeitpunkt aufgespart. Vorausgesetzt, die Partnerin bemerkt tatsächlich, dass sie ein Fehlverhalten gezeigt hat. Wenn nicht, wird er ihr der Aggressor natürlich bereitwillig erklären, wo das Problem zu finden ist.
Seine Denkstruktur ist eben eine völlig andere als die der Partnerin und was als Fehlfunktion gewertet wird, bestimmt nur er.
Manipulation und Abwertung
Wenn Betroffene über eine längere Zeit diesen emotionalen und verbalen Angriffen ausgesetzt sind, fällt es schwer, diese noch richtig einzuordnen. Die psychische Gewalt ist für andere vielleicht deutlich sichtbar, aber nicht für den, der diese selbst erlebt. Vielfach ist es auch genau umgekehrt. Das Opfer sieht den Missbrauch deutlich vor sich, während seine Umgebung nichts davon mitbekommt.
Beispiel:Da sagt jemand in der einen Minute: "Ich liebe Dich". In der nächsten Sekunde geht er zum Telefon und ruft seine Ex-Frau an und verabredet sich. Da diese sich immer noch brennend für ihn interessiert und die Kinder bereits erwachsen sind, ist die aktuelle Partnerin verletzt.
Der Auslöser? Die Betroffene hat nicht schnell genug reagiert und ihn positiv bestätigt. Also ist es nicht seine Schuld, dass er seine Ex anrufen muss. Er fühlt sich von der Partnerin ignoriert und setzt nun ein Bestrafungssystem in Gang. Jeder vernünftige Mensch fasst sich hier natürlich an den Kopf und versteht die Welt nicht mehr.
Dass jemand eine solche Denkstruktur haben kann, setzt niemand voraus. Warum sollte es also die Partnerin tun, obwohl sie fast täglich mit diesem Verhalten konfrontiert wird?
Diese Geschichte beschreibt den Einsatz von emotionaler Gewalt, die aber niemand sieht.
Spricht die Partnerin später über den Vorfall, behauptet der Aggressor frech, dass sie überempfindlich reagiert und er seine Ex-Frau nur wegen der Kinder angerufen hat. Jetzt stimmen wieder alle dem armen Mann zu und die Betroffene kann sehen, wo sie bleibt; und welche Sichtweise sie vertreten will. Ist sie schon länger mit dem Aggressor zusammen, weiß sie allerdings genau, wie die Situation zu werten ist.

Ungerechtigkeit auf Schritt und Tritt
Dieses Beispiel zeigt deutlich die destruktive Denkstruktur des Narzissten und die Hilflosigkeit des Opfers. Seine unguten Machenschaften tarnt er so gut er kann; und macht sich nur selten die Hände schmutzig.
Deshalb erscheinen seine Aktionen auch immer seltsam unbestimmt und sind verschieden auslegbar. Doppeldeutig und unterschwellig provozierend schleichen sie sich durchs Leben und schädigen andere.
Da der Aggressor über keine Empathie verfügt, kann er nicht mit dem Opfer fühlen. Vorausschauend kann er also gar nicht beurteilen, was er mit seinem Verhalten wirklich anrichtet. Erst im Nachhinein, wenn er die Reaktion des Opfers betrachtet, fällt ihm auf, wie sich sein Benehmen auswirkt. In diesem Beispiel hat er schon erkannt, wie er seine Partnerin verletzen kann, wenn sie sich nicht genug um ihn bemüht. Da er jedoch jede negative Auswirkung wiederum dem Opfer zuschiebt, bleibt er außen vor.
Verletzendes Verhalten wird angewendet, weil er nicht sehen kann, was er anderen Personen damit wirklich antut. In seinem Denken haben sich diese Menschen ihr Leid selbst angetan. Sie hätten sich nur anders verhalten müssen, dann wäre er niemals auf sie losgegangen.
Das fehlende Ich
Fragt man ihn, warum er so handelt, weiß er darauf keine Antwort. Und ich glaube ihm diese Aussage sogar. Warum er dieses destruktive Verhalten zeigt, ist ihm tatsächlich vollkommen unbekannt, weil er ja berechtigterweise auf Etwas reagiert.
Wer nur den Bezug zu sich selbst hat und sich sozial persönlichkeitsgestört von anderen abschottet, interessiert es gar nicht mehr, was er beim anderen anrichtet. Da ihm diese Denkstruktur komplett fehlt, kann er auch niemals eine Veränderung seines Verhaltens herbeizuführen. Sein eigenes Krankheitsbild gibt das nicht her. Narzissten wenden diese Gewalt also aufgrund ihrer emotionalen Hintergründe an und schieben dem anderen die Schuld an ihrem destruktiven Verhalten zu. Das sollte frau wissen, bevor sie wieder den Fehler im System bei sich selbst sucht.
Ihn wiederholt darauf aufmerksam zu machen, ist jedoch vertane Zeit. Er lernt dann vielleicht die sozialen Regeln. Wann er welches Verhalten jedoch wann einsetzen muss, bleibt ihm weiterhin unbekannt.
Gefühle sind für ihn lesbar, ja, verstehen kann er sie jedoch nicht. Genauso wenig, wie er die Partnerin als eigenständige Person wahrnehmen kann. Er sieht sie nicht. Er versteht sie nicht. Sie ist ein Teil von ihm, der auswechselbar ist, wenn sie nicht funktioniert, wie er erwartet.
Der Narzisst und die Frauenwelt
Machtspiele
Evelina Blum
Das Buch stellt das Wesen der emotionalen Partnerschaftsgewalt klar und deutlich heraus. Die Folgen für das Opfer werden detailliert beschrieben.
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Das fehlende Selbst
Es ist das fehlende SELBST, was den persönlichkeitsgestörten Menschen so vorgehen lässt. Diese Störung ist die Ursache für die kaum vorhandene Empathie. Soziales Denken ist eine Unmöglichkeit, denn wer keinen Bezug zu sich selbst spürt, wird immer Probleme im Umgang mit anderen Menschen haben. Wahres und echtes Mitgefühl? Wo soll dieses Gefühl entstehen? Sein Verhalten wirkt deshalb wie auswendig gelernt und dann vorgespielt. Und genauso ist es auch. Es ist ein einstudiertes, gelerntes Theater, da keine eigene Substanz vorhanden ist.
Es fehlt ihm an eigenständiger Persönlichkeit, die den Menschen als Individuum auszeichnet. Deshalb kann er keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen, sondern muss die Schuld beim anderen suchen.
Versagen ist Schuld und würde den Narzissten auslöschen. Innerhalb einer Partnerschaft geht es deshalb immer nur um die Schuldfrage.
Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er seine Ansichten, seine Einstellung und seine Moralvorstellung jederzeit an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen kann, ohne sich verbiegen zu müssen. Morgen erzählt er etwas anderes als heute und überhaupt ist nichts so, wie er es gestern noch gesagt hat. Zerstörung und Selbstsucht begleiten ihn auf Schritt und Tritt; und es scheint ihm nichts auszumachen, andere auf diesem Weg verletzt liegen zu lassen.
Kritik
Lehnt sich die Partnerin gegen diese grenzenlosen Gemeinheiten auf, beginnt das nächste Drama.
Er versucht zu verhindern, dass er kritisiert wird. Den anderen durch psychischen Selbstmord zu unterwerfen, wird dann zu seinem erklärten Ziel. Ist dieses dauerhaft erreicht und die Partnerin am Ende ihrer Kräfte, wird sie als uninteressant abgestempelt oder fallengelassen. Nach einiger Zeit klopft er wieder an Ihre Tür und setzt die Beziehung fort.
Es ist immer das gleiche destruktive Vorgehen, was ihn auszeichnet.
Liebe, Bewunderung und Anerkennung?
Nichts davon kann er uneigennützig anderen geben. Stattdessen soll die Partnerin ihm das perfekte Spiegelbild seiner Persönlichkeit liefern, damit er sich gut fühlen kann. Kritik würde dieses Bild zerstören, deshalb wertet er die Betroffene ab, sobald sie sich ihm kritisch nähert. Hat sie eigene Wünsche oder Vorstellungen, werden diese nicht zur Kenntnis genommen.
Der Persönlichkeit eines anderen zu folgen, würde den Verlust seiner Machtposition bedeuten. Nur was für ihn von Nutzen ist, darf bleiben. Da ihm jedoch jeden Tag etwas anderes nutzt, wird es nach und nach für die Partnerin fast unmöglich, ihm etwas recht zu machen. Dieses Versagen wirft er ihr dann wieder vor. Die Partnerin muss für alles die Verantwortung übernehmen und er übt Kritik. Dieses System umzukehren ist unmöglich.
Die Anerkennung ihrer Individualität als Ausdruck ihrer Persönlichkeit ist für ihn nur hinderlich, sondern wird regelrecht abgeschafft.
Kann die Partnerin ihm keine Bestätigung mehr geben, weil sie vielleicht schwer leidend im Krankenhaus liegt, wird sie für ihn nutzlos. Deshalb wird er sie auch nicht besuchen, sondern warten, bis sie wieder gesund ist. Kümmert er sich doch um sie, dann nur, um anderen zu zeigen, was für ein toller Partner er doch ist.
Und wieder geht er auf andere Personen zu, denen er vermittelt, dass seine Partnerin ihn im Stich gelassen hat. Wird er bei dieser Lüge ertappt, weil diese ja krank im Bett liegt, versteht er die Welt nicht mehr. Seine Aussage ist für ihn durchaus stimmig, nur für andere ist sie nur schwer nachvollziehbar.
Die Betroffene kommt ihrer Aufgabe nicht nach und lässt ihn im Stich. Also bleibt er weg oder sucht nach Ersatz. Dieser muss ihm dann geben, was er braucht. Aufmerksamkeit, Bestätigung und Lob. Wäre sie nicht in Urlaub gefahren, müsste sie jetzt auch nicht im Bett liegen. Die Verantwortung für sein Verhalten trägt ganz allein die kranke Partnerin.
Fazit
In seinem Inneren findet er keine persönliche Stimme vor, die dafür zuständig sein könnte, selbst Verantwortung zu übernehmen. Allein gelassen kommt er nicht zurecht und (ge)braucht die Partnerin, die seine Persönlichkeit am Laufen halten muss. Ist sie fort, weiß er nicht mehr genau, wer er sein soll.
Schnell sucht er nach Ersatz, damit er nicht in das tiefe Loch seines eigenen Nichts fällt. Seine eigene Person ist innen hohl, einem Spiegel gleich. Dass einzige, was sich darin spiegelt, ist er selbst in der Person der jeweiligen Partnerin.
Du versuchst zwar, rationale Gründe für sein Verhalten zu finden? Es gibt aber keine! Sein Krankheitsbild und die Unfähigkeit zur Kommunikation ist der Auslöser für die ständigen Auseinandersetzungen. Die Probleme können einfach nicht gelöst werden.
Die Beziehung ist das Problem!
2023@Evelina Blum