Narzissmus Definition: Was ist eine narzisstische Persönlichkeit überhaupt?

Wer in eine narzisstische Beziehung verstrickt ist, hat sicher schon versucht, anderen Personen die Vorgänge innerhalb der Partnerschaft zu erklären. Verständnislose Blicke sind dann keine Seltenheit. Auch wer eine narzisstische Beziehung verlassen hat, möchte oft das Erlebte anderen Personen vermitteln. Aber wie erkläre ich die emotionale Gewalt, die ein narzisstische Partner einsetzt? Ich selbst habe es in einem Interview einmal zwei Stunden lang versucht und die Zuhörerin war nachher auch nicht schlauer.
Was uns beiden aufgefallen ist, war, dass ich eigentlich ganz normale Schwierigkeiten beschrieben habe, wie sie in jeder Beziehung vorkommen. Das Thema muss jedoch ganzheitlich betrachtet werden. Nicht der einzelne Vorfall ist das Problem, sondern die Beweggründe des Narzissten und die Häufigkeit der Ereignisse. Doch wie erkläre ich den Wiederholungsfall?

Ich muss meine Worte sparsam einsetzen, da sonst der andere nicht mehr aktiv zuhört, sondern sich in seiner eigenen Gedankenwelt verliert. Und der andere muss sich vorstellen können, dass man mit Narzissten keine normale Unterhaltung führen kann, geschweige denn Absprachen treffen, die verbindlich sind. Hier scheitert bereits die Verständigung, da meist Erklärungen folgen, wie man mit dem narzisstischen Partner sprechen könnte. Dass dieses Unterfangen vollkommen zwecklos ist, ist natürlich eine traurige Gewissheit, der ich mich stellen muss und die von den Personen, die sich mit dem Thema nicht auskennen, kaum akzeptiert wird.

Ist es mangelnde Empathie? Möchte man sich eine solche kalte Welt nicht vorstellen? Passt das Vorgehen des aggressiven Partners nicht in das heile Weltbild?

Das Thema Narzissmus erklären

Ich persönlich habe keine Kraft mehr dafür, um Verständnis zu werben. Stundenlang etwas zu erklären, was der andere wahrscheinlich gar nicht verstehen will, zerrt an meinen Nerven. Wenn ich von Narzissmus spreche, bin ich sowieso schon raus. Dann muss ich Beweise vorlegen und mir anhören, ich sei übergriffig, weil ich es mir herausnehme, eine Diagnose zu stellen. Logisch, der Arzt braucht vielleicht 3 Wochen und ich habe ja nur fast 60 Jahre mit einem narzisstischen Vater verbracht und gefühlt keine Ahnung. Es ist einfach frustrierend.

Mit diesem Satz habe ich noch die beste Erfahrung gemacht. "In einer narzisstischen Beziehung erlebt das Opfer emotionale Gewalt. Das ist das Gleiche wie verprügelt zu werden, nur mit Worten. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, aber wenn du Interesse hast, kann ich dir gern mehr erzählen."

Wer sich gerade mitten einer Beziehung befindet, kann den Satz umformulieren: "In meiner Beziehung erlebe ich emotionale Gewalt und das ist das Gleiche wie verprügelt werden, nur mit Worten. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, aber wenn du Interesse hast, kann ich dir gern mehr erzählen."

Freunde, Arbeitskollegen und Angehörige haben oft kein Interesse daran, das Thema Narzissmus zu verstehen.

Viele haben schon nach ein paar Sätzen das Interesse verloren und die Unterhaltung ist beendet. Es gibt aber auch Menschen, die ebenfalls betroffen sind, weil sie Angehörige haben, die sich in einer narzisstischen Beziehung befinden. Und es gibt Menschen, die generell an allem interessiert sind und sich informieren möchten.
Freunde, Arbeitskollegen und Angehörige, die den Weg aus einer destruktiven Beziehung liebevoll begleiten möchten, finden hier ebenfalls eine kurze Übersicht zum Thema. Das Opfer braucht Hilfe, gar keine Frage. Und nicht nur innerhalb der Beziehung hat die Betroffene einen großen Gesprächsbedarf. Nach dem Beziehungsende ist die Verstrickung mit dem Narzissten sogar noch größer und das Thema nicht automatisch beendet. Es beginnt meist erst hier.
Viele verstehen diese Zusammenhänge nicht oder schätzen die Sachlage völlig falsch ein. Manchmal fehlen auch wichtige Informationen, um dem Inhalt des narzisstischen Missbrauchs näher zu kommen.
Der weitere Text ermöglicht deshalb meine ganz eigene Betrachtungsweise auf diese Gewaltform.

Ich erzähle dir aus meinem Leben und versuche eine toxische Beziehung zu erklären.

Innerhalb der Beziehung hat ein Missbrauch stattgefunden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Opfer jetzt mit irgendwelchen Belanglosigkeiten trösten zu wollen, ohne den Hintergrund zu verstehen, ist nicht in Ordnung. Das Opfer abzuweisen und nicht ernst zu nehmen, ist sogar übergriffig. Häusliche Gewalt sollte immer ernst genommen werden.

Die eingesetzte Gewalt wird oft klein geredet. "Er hatte ja nur einen schlechten Tag. Nimm das nicht zu ernst." Begleitend dazu wird oft nach der Trennung angenommen, es könne jetzt ein Schlussstrich gezogen werden, aber dem ist nicht so. Das Seelenleben der Betroffenen ist schwer geschädigt. Die Leidensfähigkeit hat Dimensionen erreicht, die sich kaum ein anderer vorstellen kann. Mit normalem Liebeskummer hat diese Gefühlsebene nichts zu tun. Dementsprechend beginnt nach einer Trennung erst die gesamte Aufarbeitung der Beziehung.

Die betroffene Frau ist zutiefst traumatisiert. Ihre Persönlichkeit wurde emotional gelöscht und ausradiert. Sie hat sich selbst verloren in einem Nebel von Manipulationen und Isolierung, die sie in eine Art von Selbstkasteiung getrieben hat.

Suchtfaktor und Abhängigkeit

Für das Opfer wird vieles besser. Ja, das ist wahr. Es ist jedoch sehr schwierig, die Trennung durchzuhalten. Eine Abhängigkeit hat sich eingestellt, die einem Suchtverhalten gleichkommt. Den Partner zu verlassen, ist genau so aufreibend wie getrennt zu bleiben. Wenn nicht sogar noch belastender. Die Betroffene wurde vom Partner als wertlos deklariert. Der Kampf ist beendet. Sie kann ihren Partner nun nicht mehr dazu bringen, ihren Wert zu sehen. Sie muss als wertlos deklariert das Feld räumen und ist nach einer Trennung auch vor weiteren Manipulationen nicht sicher.

Zudem wurde der Versuch, sich zu trennen, sicherlich schon mehrfach in Angriff genommen, nur um festzustellen, dass längst eine Abhängigkeit entstanden ist. Wer zurück geht, stellt jedoch schnell fest, dass sich am Verhalten des Partners auf lange Sicht nichts ändert. Eine Zeit lang läuft alles gut und dann beginnt alles von vorne. Natürlich wäre es schön, wenn sich wirklich etwas ändern würde, aber was in Aussicht gestellt wird, trifft nie ein. Alles kann sogar noch schlimmer werden, auch wenn dies kaum vorstellbar ist.
Jede Trennung für sich ist kräftezehrend, was das Opfer zusätzlich wiederum schwächt. Während es der Partnerin schlecht geht, zieht der Aggressor seinen Nutzen aus dieser Situation und ist mit sich und der Beziehung vollkommen im Reinen. So scheint es jedenfalls. Er ist das Opfer einer destruktiven Frau geworden und froh, der unguten Situation entkommen zu sein. Leider zieht er keinen direkten Schlussstrich, sondern lässt sich immer noch ein paar Türen offen.

Deshalb ist es schwierig, den Aggressor auf Abstand zu halten, wenn das Opfer die Trennung durchhalten will. Es spielt dabei auch keine Rolle, wer die Beziehung letztendlich verlassen hat. Im besten Fall beendet er das Beziehungsgefüge, aber das ist eher selten. Stattdessen benimmt er sich lieber übergriffig und ist hochmanipulativ, damit die Betroffene von allein geht.
Je nachdem, wie er die Beziehung definiert, hat er darüber natürlich eine ganz anderslautende Ansicht.

Das Opfer beendet den Tanz

In allen Varianten versucht er letztendlich, noch eine gewisse Kontrolle über sein Opfer zu behalten. Die Kinder bedeuten ihm nichts. Sie sind für ihn nur ein Mittel zum Zweck, um weiter Macht über die Partnerin ausüben zu können. Seine verbalen und emotionalen Übergriffe innerhalb der neuen Konstellation führt er unbeirrt weiter und bringt sich niederträchtig in das Beziehungsleben der EX-Partnerin ein. Selbst wenn er eine neue Partnerin hat, kontrolliert er weiterhin ihr Leben und die Befindlichkeit der ehemaligen Lebensgefährtin.
Hat er die verlassene Beziehung mit einer gleichbedeutenden Partnerschaft kompensiert, wird der Ex vorgeführt, was sie alles verloren hat. Wie glücklich er nun ist, lässt er bei jeder Gelegenheit verlauten. Das ist natürlich nur möglich, wenn diese den Kontakt nicht einstellt und sich weiter Hoffnungen macht.

Ja, dass Opfer beendet den Tanz, nicht der Aggressor. Das sollte allen Beteiligten klar sein.

Wer sich auf eine dauerhafte Trennung einstellt, wird schnell bemerken, dass der Aggressor voraussetzt, dass es sich nur um eine Machtverschiebung handelt. Auch mit einer neuer Partnerin möchte über sein altes Beziehungsleben verfügen, insbesondere wenn es gemeinsame Kinder gibt.

Es gibt natürlich auch den gegenteiligen Verlauf, in dem er die ganze Beziehung sofort aus seinem Leben entfernt, inklusive der Partnerin. Ob dieses Vorgehen sich gut oder schlecht auf diese auswirkt, darüber mag man sich noch streiten.Ist er mit seiner neuen Next jedoch zufrieden und ist diese tatsächlich sein neues Opfer geworden, lässt er die Partnerin nun eiskalt fallen.
Die Trennung geht jetzt in einem rasanten Tempo über die Bühne. Heute noch ein Paar, morgen getrennt, übermorgen bezieht er mit dem neuen Opfer ein Haus. (Sarkasmus).
Um dieses Vorgehen vor sich und anderen Personen zu rechtfertigen, wird das Opfer nach außen hin abgewertet und als mangelhaft dargestellt. Er manipuliert die Lebensbedingungen seines Ex-Opfers und redet die ehemalige Partnerin bei Freunden und Bekannten schlecht. Damit wäscht er sich rein von aller Schuld. Hätte die Ex sich besser verhalten, hätte er nicht gehen müssen.

Verbale Übergriffe nach der Trennung

Die Ex-Partnerin, soweit Kontakt besteht, wird jetzt nur noch von ihm abgewertet. Unmerklich und subtil, aber greifbar und schmerzhaft. Sein Schwerpunkt liegt auf der Next, mit der er in den Honeymoon startet. Seine Destruktivität lässt er bei der Person, die er im Moment nicht mehr braucht.

Aufmerksamkeit und Bewunderung, Anteilnahme und emotionalen Input gibt es nun von allen Seiten. In dieses Ziel investiert er. Da die Verflossene in vielen Fällen noch nicht mit der Beziehung abgeschlossen hat, findet er dort, was er braucht. Bewunderung oder negative Ausmerksamkeit. Hauptsache, es dreht sich alles um seine Person.

Der betroffenen Frau gelingt es kaum, den Manipulationen des Aggressors, die jetzt immer offensichtlicher werden, zu entkommen.

Erzählt die Betroffene gemeinsamen Freunden und Bekannten ihre Sicht auf die Dinge, steht sie auf verlorenem Posten. Sie ist die verlassene Ehefrau/Geliebte/Freundin, die mit der Trennung nicht fertig wird. Selbst wenn die Partnerin ihn verlassen hat, geht er so vor. Er ist schließlich der Leidtragende und darauf reitet er herum. Schon in der Beziehung hat er sich dementsprechend verhalten und auch nach der Trennung wird sich daran nichts ändern. Unglaublich.

Die Verarbeitung der Gewalt lässt auf sich warten

Freunde, Bekannte und die Familie geben der betroffenen Frau eine bestimmte Zeit, um alles zu bewältigen und werden dann ungeduldig, wenn sie sich nicht schnell genug von der Beziehung erholt. Wie soll diese Erholung jedoch aussehen?

Übersicht über mein Beratungsangebot

Evelina Blum
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Aufgrund der beschriebenen Vorkommnisse wird die Heilung immer wieder unterbrochen. Mit einem ganz normalen Trennungsschmerz hat diese Phase der Verarbeitung gar nichts mehr zu tun. Vielmehr muss die Betroffene erst wieder alle Anteile ihrer Persönlichkeit zusammensuchen und neu zusammensetzen. Diese wurde vom Partner demontiert und zerstört. Sich wieder zu finden, um neu anzufangen, das braucht eben seine Zeit. Die Betroffene bleibt noch lange in ihrer verletzten und verschobenen Gefühlswelt gefangen.

Die Schilderung der Lebensumstände des Opfers wird manchen Zuhörern nach vollzogener Trennung dann oft zu viel. Immer wieder die gleichen Vorkommnisse durchzugehen, die während der Beziehung vorgefallen sind, ist ein anstrengender Prozess. Diesen massiven Schmerz nach dem Beziehungsende zu verstehen, ist vielen Personen auch gar nicht möglich. "Wenn alles so furchtbar ist, war es doch angebracht, dem ein Ende zu setzen."

Da die Bewältigung des Traumas jetzt erst einsetzt, kommt dementsprechend alles neu und unverarbeitet an die Oberfläche und sucht sich Raum. Die destruktiven Geschehnisse innerhalb der Partnerschaft wurden verdrängt. Nur so war ein Verbleiben in der Beziehung möglich. Dieser Vorgang ist Schwerarbeit und für Außenstehende kaum zu begreifen.

Mir geht es schlecht

Die Gedanken des Opfers kreisen nur noch um die Beziehung und um die Bewältigung der vielen ungelösten Fragen. Das Wutpotenzial ist enorm und die Betroffene fragt sich, wie es sich anderen Menschen gegenüber verhalten soll. Der Aggressor hat die Persönlichkeit der ehemaligen Partnerin schlecht geredet und diese fragt sich nun, was andere von ihr denken.
Das Misstrauen, welches über viele Jahre lang gesät wurde, kann nicht von heute auf morgen abgelegt werden. Die Umwelt, die bisweilen mit Unverständnis reagiert, wird deshalb Prüfungen unterzogen. Jedes Verhalten, das wiederum Ablehnung, Wut und Manipulation ausdrückt, kann nun gar nicht mehr ausgehalten werden. Das ist natürlich neu für die umstehenden Personen.
Erklärungen über die momentanen Lebensumstände des Opfers können helfen, für Verständnis und Unterstützung zu werben. Um Nachsicht zu bitten, ist oft einfacher als Hilfsangebote anzunehmen.

Rückfall

Oft gehen Betroffene auch wieder in die Beziehung zurück. Die ausgeübte Kontrolle, gerne auch Freundschaftsangebot genannt (Sarkasmus), zeigt dann Wirkung. Der Aggressor stellt mit Zerknirschung und Lockangeboten eine bessere Zukunft in den Raum und das Opfer geht darauf ein. So kann die Betroffene erst einmal ihre große Not lindern.

Auch für dieses Verhalten muss Verständnis aufgebracht werden.

Wer ist hier das Opfer?

Der Narzisst ist immer das Opfer. Statt sich selbst zu reflektieren, wirft er der Partnerin vor, sich egoistisch und verletzend zu verhalten, weil sie ihn verlässt. Wenn er von sich aus geht, hat die Betroffene dazu beigetragen und nichts ist sein Verschulden. Nur wegen ihrem Unvermögen musste er so handeln. Das ist keine Überlegung wert.
Damit ködert er sein Opfer, das sich nun ständig fragt, was es eigentlich falsch gemacht hat. Mit allen Mitteln versucht er die Schuld von sich schieben, damit er wieder fröhlich auf die verstörte Partnerin zurückgreifen kann, falls es in seinem neuen Leben nicht so laufen sollte, wie er sich das vorstellt.
Er sucht nach der Tür, die er offengelassen hat, und verspricht dann das Blaue vom Himmel. Das Opfer geht wieder zurück zu ihm und hofft das Beste.

Wie geht sein Leben weiter?

Das ist die große Frage, die sich das Opfer immer wieder stellt.
Die Betroffene hat in der Zeit der Beziehung gelernt, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und ihren Lebensmittelpunkt nach dem Leben des Aggressors ausgerichtet. Damit aufzuhören ist schwer und funktioniert am Anfang nicht. Die Frage, wie er seine Zeit verbringt und die Überlegung, welche neuen Frauen in sein Leben treten, beschäftigen den Kopf Tag und Nacht. Das Kopfkino steht nicht still. Die Gesprächsthemen nach der Trennung ändern sich also nur geringfügig und Freunde und Bekannte bleiben weiterhin genervt.

Wie es weiter geht, ist allerdings mehr als klar. Wer die Hintergründe seines Verhaltens erfasst hat und erkennt, dass der Partner eine Persönlichkeitsstörung aufweist, kann sich diese Frage selbst beantworten.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Neue Opfer - Neue Manipulationen

Konnte der Aggressor die Trennung nicht richtig vorbereiten, steht er vor einem Problem. Hat er noch keine neue Partnerin, sucht er nach Ersatz und das so schnell wie möglich. Opfer/Frauen, die er kennt, sind für ihn leichter zu manipulieren und diesen wird er sich als Erstes zuwenden. Der Griff zur Ex ist für ihn um vieles leichter, als eine völlig neue Beziehung aus dem Nichts aufzubauen. Die dort bestehenden Muster sind ihm bestens bekannt, und so kann er sich unbekümmert und manipulierend seinem neuen Honeymoon widmen.
Hier bekommt er zusätzlich noch die Bestätigung, dass er das aktuelle Beziehungsende nicht zu verantworten hat, da man ihn wieder mit Kusshand zurücknimmt. An ihm kann es also nicht liegen.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich herumgesprochen hat, wer tatsächlich hier die Probleme verursacht. Die nähere Umgebung wird jedoch mehr mitbekommen haben wie gedacht, und sich die richtigen Tatsachen zusammenreimen. Dieser Gedanke macht Hoffnung.

Niemand hört richtig zu

Und das Opfer lebt tatsächlich von dieser Hoffnung, denn niemand hört richtig zu und versucht Verständnis aufzubringen. Diese Vermutung stimmt leider. Von nicht wissender Seite ist mir immer wieder vermittelt worden, dass ich mir mein Unglück selbst zuzuschreiben habe, da ich ja früher hätte gehen können. Sehr beliebt war auch die Frage, warum ich die schlechte Beziehung nicht früher beendet habe. Ich weiß ehrlich nicht, welche Aussage die Schlimmere ist. Worte wie: "Das hätte ich mir an deiner Stelle nicht gefallen lassen," sind fast nicht mehr zu toppen und setzen allem die Krone auf. Vermitteln sie doch tadellos, wie wertlos man sich zu fühlen hat.

Tatsache ist jedoch, dass insbesondere der Narzisst seine Partner unter den starken Persönlichkeiten sucht. Kleine und unschuldige Opfer interessieren ihn nicht. Das Wissen einer selbstbewussten Person ihr Rückgrat zu brechen, ist viel interessanter für den aggressiven Partner, als ein leichtes Spiel zu haben.

Da er selbst eine charismatische Persönlichkeit ist, sucht er zunächst jemanden, den er bewundern kann, um ihn dann abzuwerten. In seinen Augen ist es eine Bestätigung, wenn eine starke Person sich ihm zuwendet, Bewunderung zeigt und trotz massiver Abwertung bei ihm bleibt.
Aber jeder leistungsstarke und selbstbewusste Geist hat eben auch seine Schwächen. Wer will sich also absolut davon freisprechen, nicht auch irgendwann einem blendenden, narzisstischen Persönlichkeitsbild zu erliegen. Ich würde mir das jedenfalls nicht mehr anmaßen.

Jugendämter und Gerichte fallen schließlich auch auf diese Personen herein, obwohl sie es langsam besser wissen müssten.

Ein Wort an die Betroffene selbst:

Direkt nach der Trennung weiß dass Opfer aber oft selbst nicht, warum es sich so lange dieser entsetzlichen Situation ausgesetzt hat. Auch hier ist wieder Geduld gefragt und einfühlsame Gespräche tragen zur Heilung bei. Über die Gründe des Verbleibens kann und darf also mitfühlend nachgefragt werden, wenn ein tatsächliches Interesse besteht.

Schütze dich andererseits vor vernichtenden Aussagen über dich, weil diese nur bedingt zutreffen. Lass dich nicht verurteilen. Du hast dich in Liebe jemanden anvertraut, der dein Vertrauen missbraucht hat. Du konntest nicht gehen, weil seine Praktiken sich zerstörerisch auf dich ausgewirkt haben. Du bist jetzt gegangen und das ist/war das Beste, was du für dich tun konntest, zu einem Zeitpunkt, wo es dir möglich war.

Lass die anderen dann reden, was sie wollen. Viele Menschen werden dich nicht verstehen können. Akzeptiere dies als Tatsache und nicht als Beweis, dass du falschliegst.

Wer sich nicht die Zeit nimmt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um dann frustrierende Äußerungen von sich zu geben, verdient keine weitere Erklärung von deiner Seite.
Der Blick nach innen zeigt dir nachher ganz deutlich, wo der Aggressor andocken konnte. In einer emotional gewalttätigen Beziehung werden deine Schwachstellen ganz genau herausgearbeitet, um dann Missbrauch damit zu betreiben. Das macht kein liebevoller Partner; nicht in dieser absolut zerstörerischen Dimension. Die positiven Anteile deiner Person werden schlicht weggelassen und das führt zu einer Demontage deiner Persönlichkeit. Deshalb fühlt sich das Opfer nach der Trennung so vernichtet und wertlos. Wer diesen Vorgang nicht nachvollziehen kann, hat dergleichen auch nie erleben müssen.

Das reale Bild deiner Persönlichkeit muss erst wieder hergestellt werden. Alles vorschnell wegzuschieben, nur weil andere Menschen keine Zeit haben oder lieber weghören, ist nicht sinnvoll. Diese Vorgehensweise kann mehr Probleme verursachen als das Desaster, welches du gerade hinter dich gebracht hast.

Mir glaubt niemand!

Leider gibt es immer noch Menschen, die der emotionalen Gewalt skeptisch gegenüberstehen, weil sie nicht bewiesen werden kann. Manche Personen werden dich sogar vorschnell als zu empfindlich abstempeln. Wer nicht glauben möchte, dass dein Partner emotionale Gewalt anwendet, den kannst du auch nicht davon überzeugen.

Suche Beratungsstellen auf, die dir ungefragt zur Seite stehen; ansonsten bestehe auf deiner Meinung und glaube an deine inneren Stimme. Stehe zu deiner Wahrnehmung und rechtfertige dich nicht. Glaube an Dich und an das, was du um dich herum wahrnimmst.

Nimm nicht alles ungefragt auf, sondern wähle sorgsam aus, wem Du jetzt zuhören willst

evelina.blum