Toxische Familienstrukturen in einer narzisstischen Beziehung

Betroffene Mütter oder Väter stehen bei der gemeinsamen Erziehung Ihres Kindes vor der Herausforderung, die jeweils unvorteilhaften Eigenschaften des narzisstischen Elternteils auszugleichen. Unberechenbarkeit, Selbstsucht, Egoismus und der Mangel an Emphatie macht den Umgang mit den Kindern zu einem zentralen Thema.

Evelina Blum bezieht sich hier auf persönliche Erfahrungen betroffener Frauen.

Narzissmus und der Umgang mit der Mutter und den Kindern

In narzisstischen Beziehungen spielt der Aggressor auffallend oft die Themen der Kindererziehung gegen seine Partnerin aus. Über die Kinder "erzieht" er so seine eigene Frau. Missfällt dem narzisstischen Vater das Verhalten einzelner Familienmitglieder, wird die Partnerin mithilfe der Kinder zum Feind deklariert. Kommt sie seinen Wünschen nicht nach oder hat eigene Vorstellungen von ihrem Dasein als Mutter, gibt es sofort Probleme.
Jedes selbstbestimmte Verhalten der Partnerin bedeutet für den Aggressor einen potenziellen Liebesverlust, und jede Abwendung bedeutet für ihn eine Abwertung seines eigenen Selbst. Da er auf die immerwährende Aufmerksamkeit und Bestätigung seiner Partnerin angewiesen ist, sind die Folgen absehbar. Um sich diesen Mittelpunkt zu sichern, ist er bereit, die Kinder emotional gegen die Mutter auszuspielen und umgekehrt.
Zu Statisten in einem Spiel degradiert fristen die Betroffenen oftmals ihr Leben zwischen Macht, Abwertung und Kontrolle.

Was der Aggressor mit seinem Verhalten damit auf lange Sicht anrichtet, entzieht sich ihm. Erhält der Aggressor keine angemessene Aufmerksamkeit und Bestätigung fühlt er sich persönlich angegriffen und zurückgesetzt. Diese Gefühlslage reagiert er nicht nur über die Betroffene, sondern auch über die Kinder ab. Demütigung, verbale Abwertung und Tadel werden an alle verteilt, die es dem Aggressor gerade nicht recht machen. Nur die Personen, die ihm wohlwollend gegenüberstehen, wertet er auf.

Dieses Verhalten wirkt auf andere natürlich völlig planlos. Der Familienverbund schließt sich deshalb irgendwann in Gruppen zusammen, die sich gegenseitig schützen. Da die Partnerin sich ebenfalls festlegt, wie sie auf die Kinder reagiert, wird der Aggressor sein Verhalten an die vorgegebene Ausgangssituation anpassen:

Möglichkeit 1

Der Aggressor sieht die Kinder als den verlängerten Arm seiner Partnerin. Er nimmt sie nicht als zu sich gehörig wahr. Dies passiert, wenn sich die Betroffene auf die Seite der Kinder stellt. Die Mutter bildet eine Einheit mit dem Nachwuchs und wird mit ihnen zusammen abgewertet oder hochgelobt.

Möglichkeit 2

Der Aggressor betrachtet die Kinder als zu sich gehörig, behandelt die Frau aber als notwendige Beigabe. Den Nachwuchs hat er dabei auf seiner Seite, da er ihnen als Erziehungspartner einen größeren Freiraum einräumt. Um die Pflichten und Aufgaben muss die Partnerin sich kümmern und macht sich so unbeliebt. Sie steht oft abseits und fühlt sich als Außenstehende.

Möglichkeit 3

Beide Verhaltensmuster werden eingesetzt.
Damit wird die Reaktion des Aggressors unvorhersehbar. Sein Verhalten wirkt extrem wechselhaft und die Familie kann sich auf keine Ausgangssituation einstellen. Wechseln die Bezugspunkte, verändert er auch sein Verhalten. Insbesondere nach einer Scheidung verteilt er die Rollen neu.

Möglichkeit 4

Die Kinder werden gegeneinander ausgespielt.
Der Aggressor hat an einem harmonischen Familienleben kein Interesse. Dafür müsste er sich selbst reflektieren und seine Bedürfnisse zurückstellen. Stattdessen erklärt er ein Geschwister zu dem sogenannten "Goldenen Kind", das er für sich einnimmt. Die anderen Kinder mutieren zu "schwarzen Kindern", die er der Mutter zuschiebt und diese genauso fehlerhaft bewertet. Diese werden grausam abgewertet, während das goldene Kind die Spitzenposition einnimmt. Diese Konstellation kann er natürlich auch wieder verändern, ganz so, wie es dem Aggressor beliebt.

Die gemeinsame Kinder werden zu einem Machtmittel degradiert

Anstatt sich gewinnbringend in die Kindererziehung einzubringen, ist er bereit, den Kinder und seiner Frau emotional manipulierend gegenüberzutreten. Jedes einzelne Mitglied seiner Familie drängt er in eine Rolle, die diese meist gar nicht ausfüllen wollen. Sein Ziel ist die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Frau oder die der Kinder. Das hat natürlich für alle Personen und das Zusammenleben als Familie weitreichende Folgen.

Vaterfreuden ohne Empathie

Jede Persönlichkeitsstörung hat zur Folge, dass die betroffene Person ihr eigenes Ich nicht richtig wahrnehmen kann. Damit fehlt dem Aggressor die Möglichkeit, sich selbst und andere folgerichtig einschätzen zu können. Was die eigenen Kinder, die Partnerin oder die Lebensgefährtin wirklich brauchen und erwarten bleibt ihm fremd. Da er nur von sich auf andere schließen kann, fehlt ihm das wirkliche Mitfühlen mit diesen Personen.
Darum fällt es ihm leicht seinen eigenen Vorteil ohne schlechtes Gewissen umzusetzen. Er hält sich dabei an die gängigen Regeln und Konventionen, da er weiß, dass die Missachtung in seinem Umfeld nicht toleriert wird. Versteckt manipulierend trägt er zum Erhalt des Familienfriedens jedoch nichts bei.  

Auch der verdeckte Narzisst sieht sich als Mittelpunkt der Familie

Erfährt er durch die Kinder Aufmerksamkeit und positive Beachtung ist die Harmonie weitgehend gesichert. Wird ihm jedoch kein Respekt oder ein anderes Fehlverhalten entgegengebracht, betrachtet er die betreffenden Personen als seine Gegner und Schuld daran hat die Partnerin. Er flüchtet in eine Opferrolle und macht sie für sein Unglück verantwortlich. Sie hat die Kinder falsch erzogen und ist fehlerhaft. Nicht er hat Schuld an den wirren Zuständen innerhalb der Familie, sondern andere Personen haben sich falsch verhalten.
Oft fällt der Vorwurf, die Mutter würde sich zu wenig um die Kinder kümmern. Nimmt die Erziehungsarbeit wiederum zu viel Zeit in Anspruch, bewertet er dies ebenfalls negativ, weil die Aufmerksamkeit der Partnerin von ihm abgezogen wird. Der verdeckte Narzisst spielt alle gegeneinander aus, indem er seine Opferrolle ausspielt und andere für sein Verhalten verantwortlich macht. Der grandiose Narzisst dagegen stellt offen heraus, was ihm missfällt und fordert so Aufmerksamkeit und die Bestätigung seiner Vaterrolle ein.

Eines bleibt sich gleich. Die Mutter kann nichts richtig machen. Da kann sie sich bemühen, soviel sie will. Dabei ist noch gar nichts passiert. Hier ist nur die Rede davon, dass die Kinder an einem Tag vergessen, sich zu verabschieden, weil sie es eilig haben. Jetzt mag man sich vorstellen, was passiert, wenn die wirklichen Probleme anfangen.

Die tatsächlichen Verfehlungen der Kinder sind für ihn dabei völlig unerheblich. Ihre Beweggründe sind ausschlaggebend,nicht ihre Verfehlungen, da er alles und jedes auf sich bezieht. Er nimmt an, dass diese ihn nicht genug repektieren und wertschätzen. In diesem Sinne beurteilt er auch das Verhalten seiner Partnerin. Ob es sich hier um einen verdeckten Narzissten handelt oder eine andere Form des Narzissmus ausgelebt wird, spielt hier keine Rolle.

Die Familie als Verbund wird sich nun ebenso fremdbestimmt verhalten, um ein einigermaßen normales Leben zwischen Manipulation und Abwertung zu führen. Die Partnerin muss die Auswirkung seines Verhaltens auf sich nehmen und ist für das Wohlergehen sämtlicher Familienmitglieder zuständig. Zwischen diesen Fronten reibt sie sich auf.

Der Narzisst und die Frauenwelt
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Schwangerschaft und Familienleben mit einem Narzissten

Narzisstische Zufuhr zu erhalten, ist Sinn und Zweck vieler seiner Aktionen. Darunter ist auch zu verstehen, dass Kinder ganz bewusst in die Welt gesetzt werden, um die Partnerin dauerhaft an sich zu binden. So fühlt er sich in der Beziehung sicher und kann schneller seine destruktive Seite ausleben.
Im weiteren Verlauf lässt er die Partnerin bewusst mit dem Kind allein und sieht sich als nicht zuständig. Er mutiert zum reinen Versorger der Familie oder er versucht die Kinder auf seine Seite zu ziehen und spielt die Mutter gegen sie aus.

Kommt ein neues Leben auf die Welt, kann die Situation deshalb schnell kippen. Partnerschaftsgewalt, die bisher nur latent vorhanden war, nimmt in vielen Fällen dann dramatisch zu.

Kommt er als neuer Lebensgefährte in die Familie, geschieht das Gleiche. Streit und Unfrieden sind vorprogrammiert, da der Aggressor nur vordergründig, aber nie ernsthaft daran interessiert ist, eine gesunde Basis für zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen.
Im Grunde ist er nicht bereit, die Liebe und Aufmerksamkeit seiner Partnerin mit den Kindern zu teilen und Rivalitäten sind an der Tagesordnung.

Nach kurzer Zeit beschäftigt sich die Betroffene nur noch mit der Persönlichkeit des Narzissten und der Anforderung, das Leben mit ihm erträglich zu gestalten. Um den Familienfrieden zu sichern, nimmt sie vieles in Kauf und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie bleiben auf der Strecke. Ihre Entfaltung und die Entwicklung ihrer Individualität muss sie bremsen und an die Anforderungen des Aggressors anpassen. Damit verspielt sie natürlich das kindliche Vertrauen, welches ihr naturgemäß von allein entgegengebracht wird. Die Kinder erleben ihre Mutter als eine Person, die fremdbestimmt handelt und somit keinen Respekt verdient. Sie kann sich selbst nicht helfen und dem Nachwuchs keinen Halt bieten. Stattdessen lernen die Kinder, wie die Mutter manipuliert wird.
Dass sie es nicht schafft, den Vater glücklich zu machen, um die Familie zu erhalten, wird ihr ebenfalls angelastet. Der Aggressor inszeniert seine Opferrolle perfekt und unterstützt subtil auch diese Annahme.

Die Mutter-Kind-Beziehung wird durch den manipulativen Umgang miteinander ganz empfindlich gestört. Und je länger diese Situation besteht, je mehr werden alle Beteiligten massiv geschädigt.

Die Mutter-Kind-Beziehung ist eine uralte Bindung, die niemals endet. Sie will gepflegt und behütet sein, da sich auf diesem Gebiet eine große emotionale Palette von Gefühlen abspielt.

Eigene Worte

In einer Partnerschaft, die mit emotionaler Gewalt belastet ist, wird diese Basis zerstört. Viele Tage bestehen nur aus einem immerwährenden Tanz zwischen den Kindern und dem Partner. Es ist ein Jonglieren um den täglichen Ausgleich von Zuwendung und Aufmerksamkeit. Dieser Tanz erfordert viel Kraft, der im alltäglichen Leben mit den Kindern schnell fehlt.
Diese spüren natürlich die Überforderung der Mutter. Sie mögen auch vermuten, womit dies zusammenhängt, aber sie sehen in ihr naturgemäß den starken Arm, der sie tragen soll. Versagt sie hier, hat sie als Mutter versagt. Der Aggressor mit seiner perfiden Art ist völlig unerheblich.
In anderen Familien spult sich der Aggressor selbst zum Opfer auf, so das sich die Kinder von allein von der Mutter distanzieren. Destruktiv und ausbeuterisch sind beide Verhaltensmuster, da ihre Wirkung die gleichen Verletzungen in sich tragen.

Der Aggressor ist derjenige, der jede Liebe für sich allein beansprucht. Diese absorbiert er in kürzester Zeit und verlangt nach immer mehr.
Ein Fass ohne Boden.

Dieses Verhalten macht müde, krank, einsam und verzweifelt.

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Evelina Blum
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