Der emotionale Angriff auf die Mutter

Das Verhalten einer Mutter und die Bindung zum Kind ist in jeder Ehe, Beziehung und Partnerschaft anders geprägt. Diese Beziehungsstruktur kann aber auch ganz gezielt gesteuert werden. Meint der eigene Partner es nicht gut mit seiner Frau oder Lebensgefährtin, kann er darauf sehr viel Einfluss nehmen. Die Kinder werden eingesetzt, um die Mutter - entsprechend den Vorgaben des Aggressors - zu manipulieren. In einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner nimmt die Kindererziehung deshalb eine ganz bestimmte Rolle ein.

Nach der Schwangerschaft zeigt sich die Partnerschaftsgewalt

Am Anfang der Beziehung leuchtet noch alles in rosaroten Farben. Das Paar findet zusammen und weit und breit scheint alles in bester Ordnung. Gibt es schon Kinder aus anderen Beziehungen, drehen sich viele Gespräche auch um dieses Thema. Schnell findet der Aggressor heraus, in welchem Umfang die Betroffene über den Kindersegen angreifbar ist und wie weit er gehen kann, um bewusst Neid und Misstrauen zwischen den Parteien zu säen. Ist es der eigene Nachwuchs, beginnt er schon bald, die emotionale und finanzielle Abhängigkeit der Partnerin auszunutzen. Das Blatt wendet sich, wenn die Beziehung sich weiter festigt.
Seltsames Verhalten und verbale Entgleisungen finden vielfach schon in der Schwangerschaft statt. Der narzisstische Partner erkennt, dass er bald nicht mehr der wichtigste Mensch im Leben seiner Angebeteten sein wird. Diese Zurücksetzung selbst durch die eigenen Kinder kann er nicht akzeptieren. Er beginnt, den Familienfrieden systematisch zu zerstören.

Aus den Anfangsschwierigkeiten, die zu jeder Beziehung gehören, werden bald handfeste Probleme, die in manipulativen und verbalen Übergriffen enden. Hier habe ich einige Beispiele herausgegriffen, die diesen emotionalen Missbrauch beschreiben:


Die Mutterrolle wird kritisiert

Ist das Kind noch klein, wird das Verhalten der Partnerin schon früh kritisiert. Entweder gibt sie ihm zu viel Zuwendung oder zu wenig. Der Haushalt ist nicht in Ordnung oder das Baby schreit zu viel. "Sie sei nicht in der Lage, die Mutterrolle vernünftig zu gestalten und trotzdem noch eine einfühlsame Geliebte zu sein." Sind die Kinder größer, wird schnell vorausgesetzt, dass diese allein zurechtkommen. Alles andere sei übertriebene Mutterpflicht und überflüssig. Ständig ist er anderer Meinung und wechselt seine Ansichten bei Bedarf. Ein Augenrollen und ein Stöhnen an der richtigen Stelle begleiten das Ganze. Befreundete Frauen, ebenfalls mit Kindern, werden der Partnerin vorgehalten und deren Leben als glückliches Familie in den Himmel gehoben.

Mit der natürlichen Eifersucht, die entsteht, wenn der Partner die Aufmerksamkeit seiner Frau mit einem Kind teilen muss, hat dies nichts zu tun. Das Verhalten mag vielleicht gleich sein, die Beweggründe sind jedoch andere.

Beispiel:
Der Partner kommt ins Kinderzimmer, während sie mit dem Kind schmust. Ein diffuser Blick und er zieht sich genervt zurück. Passiert das öfter, wird sie sich bald schlecht fühlen. Sie bemerkt ja durchaus seine Ablehnung, aber auf Fragen, warum er sich so verhält, bekommt sie keine Antwort. Im Grunde muss sie sich jetzt entscheiden, wem sie den Vorzug gibt.
Kein verantwortungsvoller und liebevoller Vater würde sich diesen Zweispalt wünschen. Ein wohlwollender und einfühlsamer Partner würde entsprechend reagieren. Im Gespräch könnten Lösungen gefunden werden, die ihm helfen, seine Eifersucht in Grenzen zu halten.
In einer destruktiven Umgebung ist das letztendlich gar nicht gewünscht. Die Wahrnehmung der Frau, dass er sich genervt zurückzieht, wird entweder als Unsinn oder Wahrnehmungsfehler abgetan. Oft stellt er sich auch als Opfer hin. In leuchtenden Farben erklärt er ihr, wie ausgeschlossen er sich fühlt.

der Erfolg dieser Manipulation:
Als Mutter mag sie sich vielleicht auf die Seite der Kinder stellen, ist aber bald schon im Vorfeld überfordert, da sie sich den Unmut des Aggressors zuzieht. Sollte der Nachwuchs später Probleme haben und ihre Hilfe brauchen, wird sie sich auch hier entscheiden müssen.
Dadurch sinkt ihr Ansehen als Mutter. Ihre Zerrissenheit wird sich naturgemäß auf die Kinder übertragen. Das gute Verhältnis zu ihnen leidet ganz massiv unter dieser Belastung.


Die Kinder werden kritisiert

Lässt sich die Partnerin trotz aller Manipulationen nicht beirren, wird der Aggressor sie unauffällig über die Kinder manipulieren. Die Betroffene wird mit keinem Wort kritisiert. Dieser Umweg funktioniert gnadenlos, da sich fast jede Mutter über ihre Kinder identifiziert.

Beispiel:
Es beginnt mit harmlosen Bemerkungen. Die Fernbedienung liegt immer an der falschen Stelle und die Fenster sind offen. Die Schultaschen stehen noch im Flur und die Badezimmertüre ist nicht geschlossen. Diese Äußerungen gehen als stille Botschaft an die Frau. Natürlich soll sie das Fehlverhalten der Kinder abstellen.
Auf die Idee, sich selbst einzubringen, kommt er selten. Er überlässt es der Partnerin, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Kann sie das Übel nicht abstellen, wird sie als unfähig dargestellt. Damit hat er sein Ziel erreicht.

was passiert in diesem Fall:
Durch dieses Verhalten wird die Mutter indirekt aufgefordert, sich den Kindern gegenüber immer mehr einzubringen. Um ihrer eigenen Wertlosigkeit zu entgehen, wird sie zukünftig die ganze Erziehungsarbeit freiwillig leisten. So kann er seine weiße Weste behalten und muss keine weitere Verantwortung übernehmen. Im Zweifel spielt er sogar im Beisein der Kinder seine eigenen Kritikpunkte herunter, um sich als guter Vater zu präsentieren.

Die Partnerin wird bald feststellen, dass sie beginnt, die Schuld bei den Kindern zu suchen und deren Verhalten tatsächlich als fehlerhaft einzustufen. Sie ärgert sich, wenn diese schon wieder aus der vermeintlichen (seiner) Spur laufen und handelt nun völlig fremdbestimmt. Deren Eigenarten und persönliche Entfaltung haben so auf Dauer keinen Platz. Diese Aktivitäten werden sogar als störend empfunden und nach Möglichkeit stillschweigend niedergemacht. Die Kinder leiden natürlich sehr unter dem Verhalten ihrer Mutter.

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Die Mutter als Sündenbock

In diesem Fall teilt der Aggressor den Kindern ohne Umschweife mit, dass ihre Mutter unfähig ist, angemessen zu handeln. Ihnen wird signalisiert, dass er nun einschreiten muss, da seine Partnerin nicht in der Lage ist, die Situation zu klären. Dafür stehen ihm verschiedene verbale Mittel zur Verfügung, die jede Mutter sicher schon einmal gehört hat:
"Deine Mutter hat gesagt, du sollst deine Hausaufgaben machen, sonst darfst du nicht zum Sport. Geh du einkaufen, deine Mutter kann jetzt nicht." Die Partnerin steht als auslösender Faktor am Pranger und die Verantwortung wird an sie abgeschoben.

Ein wundervoller Nebeneffekt ist nun, dass die Kinder jetzt nicht sauer auf ihn sind, sondern auf die Mutter, da er ja nur als Vollstrecker agiert. Werden diese Argumentationen mehrfach auf den Weg gebracht, ist das ein Hinweis auf den Einsatz von emotionaler Gewalt. Die Kinder bekommen vom eigenen Vater oder Lebensgefährten untergeschoben, eine kontrollierende, fremdgesteuerte, nun auch selbst manipulierende Mutter zu haben, die man nicht erst nehmen muss.

der Erfolg dieser Manipulation
Die Mutter wird in den Augen der Kinder immer wertloser. Sie erscheint herrschsüchtig, da sie die Aggression scheinbar auslöst. Dadurch verliert sie das unbekümmerte Verhältnis zu ihren Kindern, da diese bald nur noch negativ auf sie reagieren. Besonders Jugendliche lassen sich dann nicht mehr einfangen. Ihre Erziehungsmaßnahmen muss sie intensivieren, um sich überhaupt noch durchzusetzen. Richtet sie selbst eine Bitte an die Kinder, warten diese erst ab, was der Vater/Lebensgefährte dazu sagt.
Wird der Aggressor darauf angesprochen, schiebt er die Schuld an der verfahrenen Situation der Partnerin zu. "Sie sei nicht in der Lage, die Kinder richtig zu erziehen."


Die Mutter wird ignoriert

Diese Manipulation ist besonders pervers.
In manchen Familien wird die Mutter deutlich sichtbar an den Rand gedrängt. Der Aggressor signalisiert seiner Partnerin sehr subtil, dass die Kinder für ihn an erster Stelle stehen. Damit wird das Mutter-Kind-Gefüge beträchtlich geschädigt. Gemeint sind hier die Aufmerksamkeiten, die überdeutlich in den Partnerschaftsbereich gehören, aber geplant und regelmäßig an die Kinder herangetragen werden. Dazu gehört, dass er bewusst die Mutter als seine Partnerin und Vertraute ignoriert.

Die Urlaubsplanung macht er nicht mit ihr, sondern mit den Kindern. Die Mutter wird nur informiert. Seine Probleme bespricht er ebenfalls zuerst mit den Kindern und signalisiert damit seiner Partnerin, welche Stelle sie bei ihm einnimmt. Das Mutter-Kind-Verhältnis verwandelt sich in ein Konkurrenzgerangel, welches besonders zwischen Mutter und Tochter schlimme Folgen haben kann. So schürt er ganz bewusst die Eifersucht seiner Partnerin auf das eigene Kind.

der Erfolg dieser Manipulation:
Der Aggressor signalisiert mit seinem Verhalten, dass die Kinder ihre Mutter ignorieren dürfen. Mit diesem unangemessenen Auftreten treibt er ganz bewusst einen Keil zwischen die Mutter-Kind-Beziehung. Die Kinder orientieren sich am stärkeren Vater und verachten die Mutter wegen ihrer Bedeutungslosigkeit. Auch wenn den Kindern durchaus bewusst ist, dass diese ungerecht behandelt wird, stehen sie nicht auf ihrer Seite.
Die Betroffene hat immer weniger Chancen, sich durchzusetzen und eine vernünftige Erziehungsarbeit zu leisten. Jede Entscheidung liegt in den Händen des Aggressors, während sie kaum noch ein vertrautes Gespräch mit ihrem Nachwuchs führen kann. Da die emotionale Gewalt deutlich sichtbar ist, läuft sie außerdem Gefahr, von den Kindern bald ebenso behandelt zu werden.
Rückendeckung durch ihren Partner wird sie nicht erhalten. Selbst wenn sie sich konsequent auf die Seite der Kinder stellen würde und sich ihnen erklärt, gäbe es keine Erlösung. Der Vorteil liegt beim Aggressor, da dieser die Fäden in der Hand hält.


Die Partnerin wird klassisch ausgespielt

Der Vater steht wechselseitig auf der Seite der Mutter und die der Kinder.
Alles wird vordiktiert durch Aggressor und die Absichten, die er gerade verfolgt. Worum es gerade geht, welche Tatsachen gerade diskutiert werden, ist völlig uninteressant. Wenn ihm danach ist, wird er die Partnerin vor den Kindern verteidigen und sich solidarisch zu zeigen. Möchte er sie abwerten, stellt er sich gegen sie.
Die Partnerin steht dem wankelmütigen Verhalten des Aggressors hilflos gegenüber und kann sich nicht wehren, weil sie dieses Treiben nicht beweisen kann und sich mehr oder weniger freiwillig darauf eingelassen hat.

hier ein Beispiel:
Der Tag war anstrengend und die Betroffene erklärt dem Partner, dass sie deshalb nicht mehr einkaufen gefahren ist. Sie hofft auf Verständnis. Er ist sauer, weil er die gewünschten Getränke nun selbst besorgen muss. Auf Rückfragen der Kinder, warum keine Süßigkeiten da sind, antwortet er mürrisch: "Eure Mutter hatte keine Lust, zum Supermarkt zu fahren."
Mit der Wahrheit kann sie sich nicht wehren, da er die Wahrheit einsetzt, um sie vor den Kindern zu demütigen. Ihre Äußerung, in der Hoffnung vorgebracht, er würde ihr in Gegenwart der Kinder zustimmen, läuft ins Leere. An anderen Tagen wiederum reagiert der Vater durchaus positiv und nimmt die Mutter in Schutz.

die Folgen der emotionalen Gewalt
Die Mutter weiß also nie, für welche Version sich der Aggressor entscheiden wird. Da der Ausgang ungewiss ist, geht sie diesen Situationen naturgemäß aus dem Weg. Sie passt sich an, da sie nie weiß, ob der Aggressor sich loyal verhält. Im Zweifel lässt sie den Nachwuchs machen, was er will und wartet erst einmal die Reaktion ihres Partners ab und überlässt ihm die Entscheidung. Damit erleben die Kinder ihre Mutter als entscheidungsunfähig.


Lösungsansätze

In allen Fällen zieht der Aggressor eine Linie zwischen Mutter und Kind.
Die Betroffene sieht sich in die Lage versetzt, es allen recht machen zu müssen, was natürlich nicht gelingt. In allen Fällen bringt der Aggressor die Kinder ganz beträchtlich gegen die Mutter auf. Sie wird klassisch ausgespielt und über diese massiv seelisch verletzt.
Sinnvoller wäre es sicherlich, den Kindern in Erziehungsfragen gemeinsam klare Grenzen zu setzen und die Verantwortung zu teilen. Diese Bestrebung gibt es aber in einer Beziehung, die mit psychischer Gewalt beginnt und im emotionalen Missbrauch endet, leider nicht. Der Aggressor lebt sein Machtdenken mit verschiedenen Kontrollmechanismen über die Partnerin aus und die Kinder sind die Leidtragenden.
Der Familienverbund ist für ihn ein Selbstzweck. Um sich die Liebe und Aufmerksamkeit dieser Personen zu sichern, geht er völlig empathielos vor und nutzt brutale Mittel, die ihn sein Ziel erreichen lassen. Er will im Mittelpunkt stehen und verteidigt diesen Anspruch. Auch den Kindern gegenüber zeigt er sich grausam, wenn sie ihm nicht entsprechen. Respektlosigkeiten werden sofort emotional abgestraft oder sie werden vollkommen ignoriert und der Mutter zugeschoben.

Die Partnerin sieht hinter dem Verhalten des Aggressors durchaus dessen Not und bleibt im Spiel. Obwohl die Kinder oft freundlich und zuvorkommend weggebissen werden, verbleibt sie vor Ort. Dadurch geschieht etwas, was sich keine Mutter wünscht. Sie wird emotional getrennt von den Kindern und immer abhängiger vom Partner, weil der den Nachwuchs im Griff hat. Ihre eigene Vorstellung von Kindererziehung hat sie längst abgegeben und lebt nur noch in einer Welt der Schadensbegrenzung.

Das ist ein aussichtsloser Kampf um Liebe und Geborgenheit.

Es gibt keinen anderen Weg, als diesen Kriegsschauplatz zu verlassen.
Es gibt keine Gewinner.
Es gibt keine Verlierer.
Es gibt nur Menschen, die zu wenig Liebe bekommen.

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Evelina Blum
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